Das Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam [wie wird das eigentlich korrekt ausgesprochen?] ist eines der ältesten und besten Sinfonieorchester der Welt. Wer aber glaubt, in einem reichen Land wie den Niederlanden werde so ein Kulturleuchtturm mit internationaler Strahlkraft finanziell bestimmt weich gebettet, liegt falsch: Im Vergleich zu deutschen Konzertorchestern sind die staatlichen Zuschüsse geringer, umso mehr ist […]
Kategorie: Interview
»Die Zukunft gehört Komponistinnen wie Jeanne Danglas und Marthe Bracquemond«
Venedig ist Musik. Musik ist Venedig. (Venedig ist heute aber vor allem: Venedig. Auf der Rialtobrücke trampelt man sich touristisch – aber irgendwie freundschaftlich, denn: Die Stadt ist zu schön – tot.) Vor etwas mehr als 300 Jahren wurde teilweise an bis zu 20 verschiedenen Häusern in Venedig Oper gespielt. Heute sind es weniger als […]
»Nur schnelle Schnitte, das ist ist so wirkungslos wie nur schnell spielen«
Wer sich Aufzeichnungen von Opern und Konzerten im Fernsehen anschaut oder auf DVD, hat mit großer Wahrscheinlichkeit schon einiges von ihm gesehen: Michael Beyer, Regisseur der Videos, in die solche Ereignisse umgesetzt werden. Ein Mann, der in keiner Besetzungsliste auftaucht, über dessen Arbeit die meisten wenig wissen – und der in der Branche einer der […]
»Heute haben Dirigenten zwei Orchester und leiten ein Haus. Kunst macht man so sicherlich nicht.«
Im Laufe seiner langen Karriere hat Riccardo Muti (81) Spitzenorchester und große Opernhäuser geleitet; vor etwa zehn Jahren ging für kurze Zeit sogar das Gerücht um, er könne Italiens nächster Staatspräsident werden. Seit 2010 ist er Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra (CSO). Mutis grimmiger Blick ist so imposant wie inspirierend – er ist ein italienischer […]
»Ich hätte mir gewünscht, dass man mir auch beigebracht hätte, wie ich mich entspannen kann.«
Wenn man sich in die Biographie von Gidon Kremer vertieft, fällt auf, wie früh er seinen eigenen Kopf hatte und wie sehr er damit seiner Zeit voraus war. Gut dokumentiert und oft beschrieben wurde das für die zeitgenössische Musik, für die er sich schon zu Konservatoriumszeiten in Moskau interessierte und später vielfach einsetzte – Komponist:innen […]
»Wir können nicht ignorieren, dass es mehr psychische Probleme gibt bei Menschen, die Musikinstrumente spielen.«
Wer sich fürs Musikmachen interessiert, hat statistisch gesehen ein höheres genetisches Risiko für bestimmte psychische Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen, so eine im März diesen Jahres erschienene Studie von Wissenschaftler:innen vom Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik. Die Studie legt nahe, dass genetische Varianten, die eine Veranlagung zum Musizieren vererben, und solche, die das Risiko für bestimmte […]
Er wartet, dass die Frau ihn befreit
Vor Jahren tauchte in Belgien ein Chansonnier aus dem 15. Jahrhundert auf – eine kleine Sensation auch deshalb, weil es zwölf bis dahin unbekannte Lieder enthielt. Der Lautenist Marc Lewon spielte sie mit seinem Ensemble Leones erstmals ein, die Aufnahme ist jetzt erschienen. Als Lautenist und Fidelspieler gilt Lewon als Spezialist für Musik der Gotik […]
»Wir vergessen die Zeit, den Zweck, wir vergessen für ein, zwei Stunden unsere Sterblichkeit«
Navid Kermani ist habilitierter Orientalist, Schriftsteller, Reisereporter, Essayist, vielfach ausgezeichnet, unter anderem 2015 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Dass seine Stimme im politischen Diskurs besonderes Gewicht hat, und ihr viele aufmerksam zuhören, liegt auch daran, dass er kein Intellektueller ist, der die Welt von der Schreibtischkanzel aus seziert, sondern ihr stets teilnehmend begegnet, mit […]
Der Schmerz davor oder die Verwandlung danach
Ein Interview wird oft dann am interessantesten, wenn die Befragten ins Plaudern kommen. »Sorry, die Antwort eben war ein bisschen wischiwaschi«, reflektiert Ticciati selbst im Gespräch. Nachdem der Tenor David Butt Philip kürzlich in einem Interview mit der Times jungen britischen Sänger:innen geraten hatte, ins Ausland zu gehen, um ihre Karriere nach dem Brexit weiter […]
»In diesem See will ich schwimmen.«
»Wir kennen uns seit 48 Stunden«, erklärt Dirigentin Mary Ellen Kitchens zu Beginn des Werkstattkonzerts des Frauenorchesterprojekts (FOP) und macht eine ausladende Bewegung in Richtung der über 80 Musikerinnen, die sich auf die Astrid-Lindgren-Bühne des FEZ in Berlin quetschen. Dieser Hinweis hat fast etwas von Tiefstapelei: In Alice Mary Smith’s Ouvertüre zu ›Masque of Pandora‹ […]