Veröffentlicht inRausch & Räson

Zwischen Weitblick und Lupe

Ab und zu, nicht sehr oft, platzt einem Klassiker der Marmor ab. Mozarts Jupitersinfonie zum Beispiel. Aber halt, wo soll denn da noch Marmor gewesen sein? Mozart wird doch seit einem halben Jahrhundert freigelegt, aufgekratzt, zum Leben seiner »Klangrede« gebracht, wie Befreiungspionier Harnoncourt das nannte, und ins vibrierende Umfeld der Französischen Revolution, die in seinem […]

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Allegro molto vivace

Im ICE war ich wieder auf Tschaikowsky gekommen, mit ihm macht Eisenbahnfahren noch Spaß, und im Finale der Fünften kann man sogar so etwas wie eine vor Sehnsucht außer Kontrolle geratene Dampflok über die Schienen rasen sehen. Aber jetzt war mir nach einem Scherzo, und ich suchte auf Youtube nach dem aus der Zweiten Sinfonie, […]

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»Auf eine freie, sorglose Weise…«

Wie gelassen das beginnt. Und gelassen bleibt, im besten Sinn. Also nicht gleichgültig, nicht stagnierend, alles lebt und leuchtet. Aber die Musik wird nicht ergriffen und präsentiert, nicht analysiert und interpretiert. Gegriffen wird sie schon, es sitzt ja ein Pianist am Flügel, nur scheinen seine Hände, die wir nicht sehen können, sich sehr entspannt zu […]

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Schweben mit Bach

Eigentlich kann es diese Frau gar nicht geben. Das hatte ich vergessen, als ich auf die Filmszene stieß, ein Ausschnitt. Sie sitzt, die braunen Haare zum Zopf gebunden, im Kleid auf einem Tisch in einem getäfelten Raum, einer Bibliothek, neben ihr steht ein Mann im Anzug, Mitte vierzig, die Haare etwas zerzaust, und spricht sie […]

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Gated Debussy

Mit der Linie Eins bis Étoile, ziemlich voll am Nachmittag. Etwas weniger Smartphones als vor ein paar Jahren in Paris, scheint mir, und ein paar mehr Passagiere, die sogar Bücher lesen. Die Zwei ist dann beinahe leer, nur zwei Stationen bis zur Porte Dauphine, wo der Zug in der Schleife verschwindet und ich ans Licht […]

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Tontrauben über dem Spülkasten

Volker Hagedorn erzählt in seiner Kolumne, wie ihn die Klavierimprovisation eines Viertklässlers ins spätmittelalterliche Florenz katapultiert hat: sein beglückendstes Live-Erlebnis seit langem.   »Glockenschall, Glockenschwall supra urbem, über der ganzen Stadt, in ihren von Klang überfüllten Lüften…« Ich war keineswegs in einer Stadt, und es war nicht die Zeit für ein Glockenläuten, viertel vor acht morgens, […]

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Nööööööö

Der achtzehnte Thomaskantor nach J.S. Bach kommt aus der Schweiz. Falls er kommt. In Leipzig streitet man heftig um Mitbestimmung, seit einige Thomaner mit fünf Monaten Verspätung gegen das Auswahlverfahren protestierten. Volker Hagedorn erkundet hörbare und weniger hörbare Motive im Stimmengewirr.    Der Mann war dritte Wahl. Lieber hätte die Stadt einen echten Promi gehabt; […]

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Beethoven? Nie gehört…

Im Auto unseres Autors ist Beethoven nie dabei, und mit den Sinfonien hatte Volker Hagedorn immer ein echtes Problem. Jetzt hat Mozart es gelöst, nachts auf der A7, 234 Jahre nach der Uraufführung seiner Prager Sinfonie. »Bist du auch froh«, fragte mich vorm Jahreswechsel eine Freundin per Mail, »dass das Beethovenjahr bald vorüber ist? Ich […]

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»Eins, zwei, drei, Test…«

Paul liebt Star Wars, sein Vater den Sacre. Wie sich beide Universen im Alltag berühren, was ein alter Kassettenrecorder damit zu tun hat und warum Töne handfest sein können: Volker Hagedorn taumelt durch die Welten. Der Schlachtenlärm dringt durch zwei Türen. Jeden Abend ist Krieg bei uns, Star Wars. Um 18.30 Uhr beginnt es, um […]

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»Nein, du wirst nicht singen!«

In der Stille hört man auch ferne Töne. Volker Hagedorn lauscht dem gallischen Barden Troubadix und kommt zu einer Neueinschätzung: Der Mann ist Avantgarde, und seine rituelle Fesselung durch die Dörfler spiegelt auch das gespannte Verhältnis zwischen der »Klassik« und vielen, denen sie wurscht ist… Wer sich jeden Abend mit zwei Jungs ins Universum von […]