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Treffpunkt, Tatort, Triebfeder

In Filmen fungieren Opernhäuser gerne als Treffpunkte oder Tatorte (besonders für Spionage oder Mord). Hier erleben die Protagonist:innen Momente der Offenbarung, der tieferen Verbindung oder der Katharsis, die die Handlung vorantreiben oder in eine ganz neue Richtung lenken. Die besten Opern-Szenen im Film heizen an, was bereits unter der Oberfläche brodelt, zuweilen bekommen selbst die […]

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Anti-, halb- und vollwotanisch

Wer den überoperngroßen Ring des Nibelungen inszenieren will, dem kann es leicht wie Wotan ergehen: Ein kühner Entwurf zeitigt unabsehbare Folgen, und wenn man dann die Dramaturgiekundlerin fragt, »wie zu hemmen ein rollendes Rad«, ist es längst zu spät – man hat sich verzettelt. Andererseits, willensfaule Beschränkung auf biederes Weltendrama-Begleiten oder gar schnödes Illustrieren wäre […]

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Hidden Champions – 7. Station: Staatstheater Meiningen

Das Eingangsportal des Meininger Bahnhofs ist verriegelt, die Fenster auf der Rückseite mit Reklame-Plakaten für eine längst umgezogene Taxizentrale verklebt. Ein roter Pfeil am Bauzaun davor weist den Weg zur geschlossenen Spielbank im Nachbargebäude. Auf den ersten Blick erinnert hier nichts an das mondäne Flair der ehemaligen Herzogresidenz. In einem Schaukasten am Straßenrand lese ich […]

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Sorgfältig treibend

Mit Dirigentenkarrieren ist es ein bisschen wie mit Führerscheinen im Autowahnland Germanien: Ist die Lizenz erst da, gilt sie ohne weitere Überprüfung bis zum jüngsten Tag; gegebenenfalls hofft man auf Einsicht, und unter kritischen Umständen kann man von Glück sagen, wenn lediglich Blechschaden eintritt. Für junge Dirigenten ist es oft schwieriger. Da kann es passieren, […]

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Jeder singt für sich allein

Welches Thema spaltet Deutschland am heftigsten? Radwege? Heizungen? Weselskys größter Bahnstreik aller Zeiten? Oder die wahnwitzigen Planspiele gutbetuchter Fanatiker bei Schnittchen und Prosecco, mal eben Millionen von Mitbürgern aus dem Land zu deportieren? Oder: Klaus Florian Vogt. Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn. Wobei eigentlich Liebe im Kunstgenuss unbedingt angemessen ist, Hass hingegen […]

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»Wenn man eine Familie ist, gibt man von dem bisschen Brot, das man hat, etwas an alle.«

In der Künstlerinnenbiographie Angela Gheorghiu: A Life for Art [Ein Leben für die Kunst] füllt ein langes Interview der Sopranistin mit dem Journalisten Jon Tolansky ein ganzes Buch. Gheorghiu erinnert sich dabei unter anderem an eine Aufführung von La traviata in Salzburg zu Beginn ihrer Karriere. Sie wurde damals bereits nervös, als sie erfuhr, dass […]

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Falsche Flügel, universales Fußweh

Erfreulich, was für ein hohes Wagner-Grundniveau an der Deutschen Oper Berlin (immer noch oder wieder?) möglich ist, wenn Aufführungen gut besetzt sind und gut geleitet werden. Das zeigt sich an meinem zweiten Wagner-Doppel-Wochenende in diesem November: Nachdem ich kürzlich einen vorzüglichen Tannhäuser und einen eher durchwachsenen Fliegenden Holländer erlebte, war ich nun bei einem fabelhaften […]

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Betend, berstend

Manchmal stimmt einen die Wiederbegegnung nach längerer Zeit milder gegenüber einer Inszenierung, die einen seinerzeit beim Kennenlernen mopste. So ist es mir zum Beispiel mit Kirsten Harms’ fünfzehn Jahre alter Tannhäuser-Regie ergangen, die im Rahmen einer Gesamt-Wagner-Durchmessung (einschließlich inhärentem Dirigenten-Casting) an der Deutschen Oper Berlin wiederzusehen ist. Mein früherer Grimm über Unzulänglichkeiten und Zumutungen, etwa […]

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»Zu solchen Marathon-Phasen kommt es häufiger, als man glaubt, gerade an ›mittelgroßen‹ Opernhäusern.«

Lena Kutzner kommt aus Hannover. An der dortigen Musikhochschule studierte sie Gesang bei einer begehrten Pädagogin: Carol Richardson-Smith. Vor zehn Jahren wurde Kutzner Ensemblemitglied am Theater Neustrelitz. Dort habe ich sie 2016 gehört, damals noch als Nicklausse in Hoffmanns Erzählungen – eine Mezzo-Rolle. Inzwischen singt Kutzner die wichtigsten jugendlich-dramatischen Hauptrollen am Staatstheater Meiningen, zuletzt Elisabeth […]

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Crash im Assoziationsraum

Der im Premierenjahr 2022 schmählich versenkte Ring des Nibelungen könnte sich noch zum Publikumsliebling mausern. Diesen Eindruck kann man heuer zumindest am Anfang gewinnen, als er sich von Neuem aus der Tiefe erhebt. Einhelliger Jubel fürs eröffnende Rheingold, und auch gegen die vielgescholtene Regie von Valentin Schwarz sind erstmal keinerlei Unmutsbekundungen zu vernehmen, weder im […]