Veröffentlicht inKritik

Crash im Assoziationsraum

Der im Premierenjahr 2022 schmählich versenkte Ring des Nibelungen könnte sich noch zum Publikumsliebling mausern. Diesen Eindruck kann man heuer zumindest am Anfang gewinnen, als er sich von Neuem aus der Tiefe erhebt. Einhelliger Jubel fürs eröffnende Rheingold, und auch gegen die vielgescholtene Regie von Valentin Schwarz sind erstmal keinerlei Unmutsbekundungen zu vernehmen, weder im […]

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Glitch im Gesamtkunstwerk

»Großzügigkeit. Seit 1949« lautet das Motto der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, eines Zusammenschlusses von Mäzen:innen, die die Festspiele jährlich mit einer erheblichen Geldsumme (im Jahr 2021 mit ca. 5,4 Millionen Euro) unterstützen. Die Freude am Geben scheint jedoch schnell an ihre Grenzen zu stoßen, wenn auf dem Grünen Hügel Neues Einzug halten soll. Für […]

Veröffentlicht inInterview

»Dass ich eine Frage stelle oder meine Meinung sage, hat nichts mit Respektlosigkeit zu tun.«

Oper ist in vielerlei Hinsicht eher ein Marathon als ein Sprint. Nicht nur, was die Werklängen angeht: Stimmen brauchen Zeit, um zu reifen (deshalb spielen so viele 40-jährige Sänger:innen jugendliche Liebhaber:innen). Wer auf die Bühne will, setzt sich aber dem Druck aus, sich schon früh auf diese Karriere festlegen zu müssen, um an die richtigen […]

Veröffentlicht inNachricht der Woche

Abendstimmung einer Ära

In dieser Rubrik kommentieren wir in jeder Ausgabe eine Nachricht, die uns in der vergangenen Woche beschäftigt, betrübt oder erfreut hat. Dieses Jahr feiert Daniel Barenboim seinen 80. Geburtstag (am 15. November) und sein 30-jähriges Jubiläum als Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper. Die Neuproduktion von Wagners Der Ring des Nibelungen, inszeniert von Dmitri Tcherniakov, sollte der […]

Veröffentlicht inKommentar

Weiche, Wotan, weiche!

Nur dreimal hat Wagner zu seinen Lebzeiten den Ring des Nibelungen in Bayreuth aufführen lassen, 1876 im funkelnagelneuen Festspielhaus. Sechs Jahre später gab es noch 18 Vorstellungen des Parsifal. Das war’s. Nicht nur, weil er den Betrieb mit seiner vierteiligen Endzeit-Tragödie tief in die roten Zahlen gerockt hatte. Sondern auch, weil das gigantomanisch konzipierte Ganze […]

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Gesammelsuriumskunstwerk

Dieses Schwarzalbenreich hat einen Notausgang. Denn kein Lichtloses ohne Rettungswegschild, so will es das bundesdeutsche Brandschutzgesetz. Und so sieht man in der engen Dunkelkammer, während man voller Unbehagen der Klangcollage aus historischen Aufnahmen und ins Jiddische übersetzten antisemitischen Zitaten Wagners zuhört, ein unbeirrt davonflitzendes grünes Männchen leuchten.  Mitten in die vierte Abteilung der am 8. […]

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Wenn der Joker zweimal klingelt

Stefan Herheims neuer Berliner Ring des Nibelungen endet, bevor er sich schließt: mit der Götterdämmerung vor dem Siegfried. Wobei der Untergang von allem ja zwangsläufig ist – aber doch nicht so! Ein Debakel, aber mit Ereignissen. Selten so lapidar erlöst worden: Die Reinigungskraft mit medizinischer Maske fegt auf der Bühne zusammen, und natürlich wischt sie […]

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Post aus Bayreuth (2): »You häff to go where ›Garderobe‹ stands«

Wie eine Alien-Parade muss Otto und Frieda Normalbayreuther dieser allsommerliche Aufmarsch der Wagnerfreunde erscheinen, 150 Jahre nach der zufälligen Erstlandung des Meisterraumschiffs im fränkischen Städtchen. Aber man integriert das Fremde! Im Frühstückszimmer meiner Pension, die zur Festspielsaison die Preise verdoppelt, prangt ein Druck der jungwagnerschen Dirigiersilhouette harmonisch neben drei kapitalen Hirschgeweihen. Und mit etwas Mühe […]

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Post aus Bayreuth (1): Mama räumt auf in der Männerpsycho-Küche

Die Welt ist wieder heil, als sie endlich von Neuem untergeht. Als die Sturmmusik des Fliegender Holländer-Vorspiels losbraust, ist die westdeutsche Flutkatastrophe mit allem Drumherum weit weg. Und auch die Corona-Pandemie irgendwie vergessen, wie wir da im Bayreuther Festspielhaus sitzen, durchgeimpft und abmaskiert und hemdesärmelig durchlüftet dank Sitzanordnung im Schachbrettmuster (ob’s was hilft in der […]

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ZEITRAUMGEFÜGSKREISELEI? RESTART!

Der Godard dieses Rings heißt Corona. Denn was der berühmte französische Regisseur einmal in einem längst zu Tode zitierten Wort über Filmdramaturgie sagte (jeder Film brauche Anfang, Mitte und Ende, aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge), das besorgte für Stefan Herheims Neuinszenierung von Richard Wagners Vierteiler oder, wie’s der Kulturmensch nennt, Tetralogie niemand anders als […]

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