Veröffentlicht inEssay

We are all Richard

Es ist schon überraschend, dass sich an einem Tag zwei deutsche Pop-Größen ausgerechnet dem alten Thema »Richard Wagner« widmen. Und das noch drei Monate bevor alles, was sich Rang und Namen einbildet, den grünen Hügel erklimmt und der Opernbetrieb plötzlich in Sommerlochschlagzeilen alte Relevanz zu spüren scheint. Chilly Gonzales sorgte mit seinem Auftritt in Jan […]

Veröffentlicht inInterview

Auf Sand gebaut?

Im Oktober 2018 betrat Jamal Khashoggi das saudi-arabische Generalkonsulat in Istanbul – und verließ es nie wieder. Khashoggi, ein Journalist der Washington Post und des Middle East Eye, der das saudi-arabische Regime scharf kritisiert hatte, wurde von einem 15-köpfigen Killerkommando brutal ermordet. Nach Angaben der US-Geheimdienste wurde die grausame Gewalttat vom saudi-arabischen Kronprinzen und De-facto-Staatschef […]

Veröffentlicht inPlaylist

»Die Menschlichkeit war unsres Kampfes Ziel!«

Wer am 1. Mai auf die Straße geht, hört auf Demos wahrscheinlich Ton Steine Scherben, The Clash oder Die Ärzte, andere denken bei politischer Protestmusik vielleicht an Hannes Wader, Joan Baez oder Pete Seeger. Doch auch der historische und zeitgenössische Kanon der Klassik kann Systemkritik. Hier eine Auswahl von Stücken, die am Tag der Arbeit […]

Veröffentlicht inInterview

Milch und Blut

2019 schrieb Janvier Murenzi Mata y’ amaraso, ein Stück zum Gedenken an den Völkermord an den Tutsi von 1994 in Ruanda. Murenzi lebt heute in Huye, im Süden des Landes. Der 62-Jährige ist Dozent an der University of Rwanda, wo er Sozialwissenschaften, Philosophie und Politik lehrt. Außerdem ist er Musiklehrer an der Rwanda School of […]

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»Sobald Estland ohne Kultur ist, ist dieses Land Freiwild für russische Propaganda.«

Estland ist mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern ein kleines Land. Die estnische Kultur- und Musikszene ist – besonders mit Blick auf die Größe des Landes – stark ausdifferenziert, wie man im Bereich der Musik sehen kann: Es gibt neben dem namhaften Nationalen Sinfonieorchester Tallinn mehrere Opernensembles, ein reiches Chorleben sowie Spezialensembles für Alte und Neue […]

Veröffentlicht inKritik

Never forget

Eine Auschwitzoper? Überraschung! Die Oper Пассажирка, zu deutsch: Die Passagierin – komponiert 1968 von dem polnisch-jüdisch-russischen Komponisten Mieczysław Weinberg –, ist keine. Auch wenn diverse Opernschaffende und Holocausthistoriker, von Frankfurt über Gera bis Graz, von London über New York bis Miami, sich vierzehn Jahre lang an die Regieanweisungen gehalten und SS-Leute in Uniform und Häftlinge […]

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Musik, Putins »mächtige Waffe«

Alexej Nawalny wurde, so berichtete der Putinkritiker noch Ende Januar via X, im sibirischen Straflager täglich mit dem Song Я РУССКИЙ (»Ich bin Russe«) von Putins Lieblingssänger Shaman beschallt. Aber auch klassische Musik weiß der Diktator zu instrumentalisieren. Wie genau das funktioniert, zeigen wir am Beispiel einer Inszenierung von Schostakowitschs Leningrader Sinfonie am 9. August […]

Veröffentlicht inInterview

»Ich konnte Tränen nicht zurückhalten, auch wenn es sich nicht gehört, bei der Aufführung des eigenen Werks zu weinen.«

Meine Begeisterung für die Musik der ukrainischen Komponistin Olena Ilnytska entstand unerwartet. Zuerst war es eine virtuelle Bekanntschaft: Ich habe abends Aufnahmen ihrer Musik auf YouTube gehört und durch ihre Noten geblättert. Ihre musikalische Welt ist vielfältig gefühlvoll, philosophisch, gekonnt instrumentiert, verständlich und trotz der technischen Komplexität assoziationsreich – Chopin, Mahler, Bach, Ligeti, Xenakis, Terterian […]

Veröffentlicht inHundert 11

Forza immersione

Ok, Teodor Currentzis. Darf man einfach sein Konzert besuchen und darüber schreiben, ohne erst moralisch-politische Stellung zu ihm als Gesamtphänomen zu beziehen? Muss man in sich gehen und bekennen, ob man diesem Mann zugestehen will, möglicherweise zwischen seinen Welten und Verantwortungen verstrickt und zerrissen zu sein? Das tat Harmut Welscher in einem differenzierten Beitrag in […]

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»Ich kann nicht nur hier sitzen, kaum was tun, mehr Angst haben, als ich es mir je hätte vorstellen können, und auf das Beste hoffen.«

»Das ist das erste Mal seit Kriegsbeginn, dass ich über meine Erfahrungen und Gefühle spreche«, sagt Lia Perlov, Solocellistin des Israel Philharmonic Orchestra (IPO), zu Beginn unseres Zoom-Calls. »Ich rede darüber nicht einmal mit meinem Partner oder meinen Eltern. Weil alles zu schwer zu verarbeiten ist. Es ist sehr schwierig, das in sinnvolle Sätze zu […]