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Clown in Ketten

Wer wissen will, was die Komponistin Ethel Smyth zu Lebzeiten dachte, fühlte und tat, kann sich glücklich schätzen: Sie hinterließ bändeweise autobiographische Aufzeichnungen und lieferte sich damit gleichsam der eher boulevardesken Musikgeschichtsschreibung mutig aus. Ein Substrat dieser Notizen hat Heidi Feilhauer 2023 ins Deutsche übersetzt: (Ethel Smyth: Paukenschläge aus dem Paradies, Köln 2023). Mit diesem […]

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Non plus ultra

»Der Verfasser dieser Zeilen sitzt nun abgekühlt am Schreibepulte, doch unvergesslich wird ihm dieser Moment bleiben; Kunst und Wahrheit feiern hier ihren glänzendsten Triumph – und mit Fug und Recht könnte man sagen: non plus ultra! – Wem möchte es wohl gelingen, diese unnennbare Stelle noch zu überbieten?« Der anonyme Rezensent des Jahres 1824, der […]

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Hilfeschreie, ganz aus der Nähe

Je älter ein E-Musik-Werk ist, desto komplizierter ist meist die Überlieferungsgeschichte, was die Noten angeht. Die Überlieferungssituation zu Bachs Johannes-Passion – die Textgrundlage bilden namensgemäß das Johannes-Evangelium der Heiligen Schrift sowie frei hinzugenommene Texte – ist vergleichsweise luxuriös. Da gibt es ganz andere Fälle von hier und dort mühsam zusammengetragenen Versatzstücken, um so etwas wie »Aufführungsversionen« zur Verfügung zu stellen. […]

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Das Umami der Sequenzen

Haydn, Mozart und Salieri waren Fans der blinden Pianistin, Lehrerin, Komponistin, Sängerin und Organistin Maria Theresia von Paradis (1759–1824). Die gebürtige Wienerin komponierte Lieder, Kantaten, Solo-Konzerte, Kammermusik und Opern. Berühmt ist sie bis heute – leider muss man sagen – »nur« für ein einziges Stück. Und das ist angeblich noch nicht einmal von ihr. Na […]

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Uneitel im Flow

Manchmal ist man einfach im Fluss. Durchnässt von Ideen. Manchmal läuft es. Man ist gefragt, bekommt Aufträge – und weiß: »Das wird viel, aber ich schaffe das. Irgendetwas trägt mich. Alles klappt, was ich gerade mache. Und selbst, wenn ich es nur nebenbei erledige. Einfach machen. Und sich dann positiv überraschen lassen.« – So erging […]

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Komm her, Junge. Ich nehm dich in den Arm!

Fragt man an Jugendorchester-Probenwochenenden – also zwischen Alkoholabusus, Skat-Exzessen und hornhautabraspelnden Streicher-Registerprobenquälereien – alle Beteiligten nach den absoluten Symphonie-Komponisten-Favoriten, dann stehen am Ende solcher Umfragen meistens die Namen Schostakowitsch, Mahler und Brahms. Und, mit kleiner Einschränkung: Tschaikowsky. Bieten Schostakowitschs und Mahlers Orchesterwerke als symphonische Ego-Shooter das spätpubertär gut er- und gelittene Äquivalent zum früheren Genuss […]

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Wanderin über dem Nebelmeer

Dass eine neue Musik sofort unmittelbar nach oder sogar bei ihrer Uraufführung vom Publikum durch und durch »verstanden« wird: selten! Tatsächlich liest man über viele Werke, die heute kein Orchester der Welt auslässt: »Bei der Uraufführung am siebenundzwanzigsten Xten Achtzehnhundertschlagmichtot reagierten Publikum und Presse äußerst verhalten. Heute gehört Hans-Jürgen Ottendummers Kammblas-Konzert in B-Dur zu den […]

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»Ist das damals im August wirklich passiert?«

Überlegt man sich mal, welche berühmten Zitate im Zusammenhang mit Komponistinnen und Komponisten wohl auf ewig mit der jeweiligen Künstlerin, dem jeweiligen Künstler untrennbar verbunden sein werden, fällt einem nach einer Minute doch recht viel ein. Arnold Schönbergs »Kunst kommt nicht von Können, sondern von Müssen«, oder dem Franz Schubert zugeschriebenen »Kennen Sie eine fröhliche […]

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Kann man bei der Naturanschauung wahnsinnig werden?

Es war für uns Klassiknerds einer dieser ikonischen Momente zu Zeiten der Harald-Schmidt-Show in Good Old Sat1. Harald Schmidt – der ehemalige Organist, der mit Playmobilfiguren Wagners Ring des Nibelungen erklärte, der Anne-Sophie Mutter 2009 in seiner Show am Klavier begleitete und 2020 im Podcast Am Tresen diesen Moment als den aufregendsten seiner Karriere bezeichnete […]

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Ausgesperrte Engel

Nach den Cello-Konzerten von Antonín Dvořák (1895) und Edward Elgar (1919) gehört Dmitri Schostakowitschs Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 Es-Dur – vielleicht gleichauf mit den beiden Konzerten Joseph Haydns (C-Dur, ca. 1761–65 und D-Dur, 1783) – zu den am häufigsten gespielten Werken dieser Gattung überhaupt. Als gäbe es sonst nichts anderes für Cello […]