Veröffentlicht inInterview

»Es war mir natürlich etwas peinlich, aber ich blieb sowohl gegen die Beatles als auch gegen die Stones völlig gleichgültig.«

Earl Wilson, der amerikanische Kolumnist, schrieb einmal folgenden Satz: »Schnee und Pubertät sind die einzigen Probleme, die verschwinden, wenn man sie lange genug ignoriert.« So sehr mir der Satz gefällt, so wenig lässt er sich auf meine eigene Adoleszenz anwenden: Ich hatte irgendwie keine Pubertät, es hing mit der kirchlich durchgetakteten, mit Ritualen und heidnischen […]

Veröffentlicht inEssay

Bar jeder Vernunft

Dem amerikanischen Baritenor Michael Spyres verdanke ich einen der musikalischen Höhepunkte dieses Festivalsommers: Er trat als Walther von Stolzing in der Bayreuther Neuproduktion der Meistersinger von Nürnberg unter der Regie von Matthias Davids und der musikalischen Leitung von Daniele Gatti auf. Zuerst hielt ich die Wahl dieses Interpreten einfach für einen geglückten Griff in die […]

Veröffentlicht inPorträt

»Und was ich denke, blüht mir aus der Haut«

In meinem Bücherregal gibt es eine ausschließlich für die Werke des Schweizer Literaturwissenschaftlers Peter von Matt reservierte Etage. Seine Schriften haben für mich längst eine Art Bibelstatus erreicht, sie sagen Fundamentales aus. Über Musik, wie ich finde. Während meiner Musiktheorie- und Kapellmeisterstudien hatten wir all unsere Adornos, Dahlhausens, Eggebrechts, aber auch die von Arezzos, die […]

Veröffentlicht inKommentar

Mal du pays

Von Hector Berlioz stammt das Bonmot »Les français adorent la musique, mais ils ne l’aiment pas.« Nur ein Franzose kann den Unterschied zwischen rauschhafter Schwärmerei und echter Liebe so charmant formulieren, als handle es sich um den Blindtest zwischen einem Roquefort Papillon und einem Bleu de Brebis. Als Schweizerin musste ich die ganze Chose natürlich […]

Veröffentlicht inEssay

In der fünften Reihe

»Dort hinten links ist der S-Schrank«, meint die Archivarin der Philharmonie, »exklusiv für die Partituren des Chefdirigenten, bitte nichts anfassen, nichts verändern, also eigentlich: Pfoten weg, ja?« Ich mache mir Notizen. »Und hier vorne rechts liegt Furtwängler, im zweiten Glied Karajan.« Im Raum riecht es nach welken Vorräten, der Lichteinfall wird von Stahlstreben im Außenbereich […]

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