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Nebelverhangenheitspoesiealbumstext

Der Blick zurück. Das Abschiedswinken. Die Rückschau auf ein Leben; auf das eigene, auf das von anderen; auf eine durch Tod oder Trennung – was ist eigentlich schmerzlicher? – beendete Liebesbeziehung. Der Ärger über die Formulierung »Bis dass der Tod euch scheidet«. Als bedeute der Tod des oder der Geliebten wirklich »Trennung«, geschweige denn »Scheidung«. […]

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Das Borderline-Scherzo

Meist war das Scherzo der Underdog eines viersätzigen Werkes in Sonatenhauptsatzform, also beispielsweise innerhalb einer Symphonie, eines Streichquartetts oder einer Klaviersonate. Meist kurz, in einem stets schnellen, manchmal gar wilden, zumindest lebhaften Dreier- oder Sechser-Takt. Scherzo – der ewige dritte Satz; der nicht sehr lang bleibende – nicht so sehr geliebte – Bruder, der durchaus […]

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Das wohlpanierte Clavier

Arno Lücker hört Rachmaninows drittes Klavierkonzert. Text · Titelbild ckturistando via Unsplash · Datum 12.6.2019 Seien wir mal ehrlich. Richard Strauss ist gepimpter Richard Wagner. Und Sergei Rachmaninows Werke irgendwie ein »Frédéric Chopin 2.0«. Klingt schlimm, ist aber so. Und gar nicht böse gemeint! Strauss plusterte die Tonsprache der Musikdramen Wagners, die Leitmotivtechnik übernehmend, auf […]

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Berührend ehrlich und völlig humorlos

»Symphonie« und »Etüde« im Titel zusammenbringen: Das bringt/birgt den fast größten immanent musikalischen Widerspruch mit/in sich. Die Symphonie: Krone der absolutinstrumentalen Schöpfung. Die Etüde: nichtmusikgewordene Terrorherrschaft über alle Klaviersklav*innen zwanzig vergangener Jahrzehnte. Mit dem folgenden Zeilenumbruch beziehungsweise Absatz gedenken wir all jenen Pianist*innen, die mit Carl Czernys Nerv-Etüden aus der Schule der Geläufigkeit traumatisiert, geschunden […]

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Weltraummüll

Mozarts Jupiter-Symphonie im Aufnahmenvergleich. Text · Titelbild WikiImages via Pixabay (Creative Commons) · Datum 22.5.2019 Wie viele andere populäre Symphonie- oder Sonatenbeinamen – man denke an die teils skurrilen Spitznamen für einige der über hundert Symphonien Joseph Haydns – stammen weder der im 19. Jahrhundert gebräuchliche Untertitel Symphonie mit der Schlussfuge noch das sich bis […]

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»Wagnérisme, quelle horreur!«

»Du winziger Wicht! Wagner hat alles schon geschaffen!« So oder so ähnlich hat wahrscheinlich Claude Debussy gedacht. Gekämpft hat er mit dem Wagnérisme, sich aber irgendwann dann doch davon freigemacht. Wie klingt diese Loslösung? Tatsächlich haben viele französische Komponist*innen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts unter Wagner insofern gelitten, als dass sie ihn […]

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Von guten Längen geborgen.

»8. Dezember 1826 (Mariä Empfängnis): Ich begab mich um 8 ½ Uhr zu Spaun. […] Dann kam Schubert und spielte ein herrliches, aber melancholisches Stück von seiner Komposition. […] Endlich soupierte man herrlich. Alles war sehr lebhaft und aufgeweckt. Zuletzt fing alles an zu rauchen. […] Um 12 ¾ trennte man sich.« Diese Worte des […]

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Ohne Zwangsumarmung.

Viele haben schon über die Musik Beethovens salbadert – und werden es wieder tun; vor allem im Jahr 2020. Manche werden wieder allen Ernstes schreiben: »2020 hätte Beethoven seinen 250. Geburtstag gefeiert.« Als hätte er jemals die Chance gehabt, 250 Lenzen zu zählen! Todesschwadronieren à la Adrian Leverkühn kann fürderhin die Lösung nicht sein. Thomas […]

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Go home, Glenn.

Hier beginnt dieser Text. Stets sind es Anfänge, die wichtig sind. (Fail.) Anfänge von Texten, Anfänge von Reden, Anfänge von musikalischen Werken. Der Vollidiot, der »mal bei einer Werbeagentur gearbeitet« hat, spricht wohl von »catchy«. So der Beginn von Peter Tschaikowskys erstem Klavierkonzert oder von Also sprach Zarathustra von Richard Strauss, obwohl noch weniger »Melodie« […]

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Musik gewordene Ungewissheit.

Franz Schuberts Unvollendete genannte Sinfonie h-Moll D 759 aus dem Jahr 1822 ist neben Mozarts Requiem KV 626 (1791) das wohl bekannteste Musikfragment aller Zeiten. Mag uns allein der Begriff »unvollendet« zunächst mit Traurigkeit umgeben, so ist zu bedenken, dass eben jenes »Fragmentarische« Schuberts für gleich mehrere Generationen von zeitgenössischen Komponisten im 20. und noch […]

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