Veröffentlicht inKritik

einsam

Im vierten Akt von Jean-Philippe Rameaus Oper Hippolyte et Aricie (1. Fassung 1733) unterbricht eine Ode auf die Jagd den Lauf der Tragödie. Diese Musik, ein Rondeau in D-Dur, bringt die Handlung nicht voran und ist doch essentiell. Geigen und tiefe Barock-Oboe führen mit einem teils majestätischen, teils hektischen Motiv, die anderen Bläser füllen die […]

Veröffentlicht inInterview

Warten lernen

Leif Ove Andsnes ist ein stiller Mensch. Wenn er die Bühne betritt, ist sein Blick in sich gekehrt und leicht gesenkt, so, als höre er hin. Auf das rauschende Theater rundherum, die leiser werdenden Stimmen, den beginnenden Applaus. In der Kölner Philharmonie Mitte November ging er den Weg zum Flügel nicht allein, sondern gemeinsam mit […]

Veröffentlicht inInterview

Lange Linien

Giovanni Antonini und sein harmonischer Garten, das Originalklang-Ensemble »Il Giardino Armonico« waren gerade mit Patricia Kopatchinskaja auf Tour. Vivaldi und zeitgenössische, italienische Kompositionen haben sie verbunden zu einem feinsinnigen Programm mit wildfreien Kadenzen. Ob das jetzt ein Match ist – das Barockensemble und der ungebremste Feuervogel? »Everyone is an artist of his own garden«, sagt […]

Veröffentlicht inPorträt

Ein Arche-Typ

Ganz am Ende unseres Gesprächs sagt Andrew Manze einen Satz, der einen irritiert zurücklässt. Wir haben zuvor fast zwei Stunden gesprochen, über Brahms, Bruckner, Brexit, über die Hochzeitsreise mit einem Orchester und den richtigen Moment des Abschieds, über den Verlust von Imagination, richtige Tempi und Lieblingsliteratur. Manze ist ein »Maestro«, aber das Gespräch konterkarierte all […]

Veröffentlicht inInterview

Fin de Partie

»Endspiel« ist eigentlich ein Begriff aus dem Schach. Er bezeichnet den finalen Moment, wo es auf die Stellung der Türme ankommt. In London finden derzeit die Schachweltmeisterschaften statt, noch bis zum 28. November. Für die Uraufführung von György Kurtágs Fin de partie – Endspiel – hätte es also keinen besseren Zeitpunk geben können. Diesem Moment […]

Veröffentlicht inSerien

Wie geht’s der Aura?

Eigentlich kommunizieren Musiker heute so viel wie nie zuvor. Warum ist es dann so besonders, einen Pianisten wie Alfred Cortot reden zu hören und zu sehen, während er spielt? Volker Hagedorn hat über die »Aura« nachgedacht und festgestellt, dass es um etwas anderes geht, oft beschworen, selten vorhanden: Authentizität. Ach ja, die Aura. Hätte Walter […]

Veröffentlicht inEssay

Interspezifische Wechselbeziehungen

Eine Spezialeinheit des ensemble reflektor, die sich in kammermusikalischer Besetzung auf Alte Musik konzentriert, erkundete jüngst in Berlin und Hamburg »Interspezifische Wechselbeziehungen« zwischen Musik und Text. Und zwar solche, die sich nicht aufdrängen: Zwischen Purcell und Kafkas »Verwandlung«, Murakamis »Samsa in Love« und Rameau. Dabei ist nicht, wie sonst bei solchen Konzertformaten üblich, ein Sprech- […]

Veröffentlicht inReportage

weicher Standortfaktor

Was in der Debatte um den Linzer »Theatervertrag« schiefläuft. Text · Titelbild Ralph Aichinger (CC BY 2.0) · Datum 14.11.2018 Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) will den sogenannten »Theatervertrag« kündigen. Daran hängt ganz direkt die Finanzierung des renommierten Bruckner Orchesters und indirekt auch die des Ars Electronica Center in Linz. Der Theatervertrag besagt: Linz […]

Veröffentlicht inInterpretationsvergleich

Pathétique.

Tschaikowskys sechste und letzte Sinfonie trägt den programmatischen Untertitel Pathétique. Tatsächlich hatte Tschaikowsky noch 1892, also ein Jahr vor der Entstehung der Sechsten, eine Sinfonie skizziert, die sogar eine programmatische Übertitelung jedes einzelnen Satzes vorsah: Tod, Liebe, Enttäuschung und Sterben. Seinem geliebten Neffen Wladimir »Bobik« Dawidow, der Widmungsträger der Sinfonie und schließlich Tschaikowskys Universalerbe wurde, […]

Veröffentlicht inInterview

plötzlich unwichtig

Cellist Thomas Kaufmann im Interview Text · Titelbild © Chiara Picotto · Datum 07.11.2018 Thomas Kaufmann ist schwer greifbar. Wer ihn im Netz finden will, muss schon genau wissen, wo es zu suchen gilt: Beim Trio Imàge, bei der Camerata Bern (wo er Solocellist ist), in Luzern, Bonn, Gstaad, Chennai, Kyoto, Mexiko-Stadt, mit Hartmut Welscher […]