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Meister trifft Baba, oder umgekehrt

Wer Wagneropern zäh finde, der habe noch nicht Fatih Akins Biopic über den Rapper Xatar gesehen, behauptete ein Bekannter. Aber dem kann ich (das gleich mal vorweg) nicht zustimmen: Der Film Rheingold ist eine cineastisch recht zufriedenstellende Angelegenheit. Nur aus wagnerinteressierter Perspektive scheint nicht viel herauszuholen – zumindest auf den ersten Blick. Doch zufällig befinde […]

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Der Revolutionär als Sonntagskind

Wenn es nicht von jemandem wie Karl Kraus stammte, dürfte man es eigentlich gar nicht mehr zitieren in seiner hochschnaubungsvollen Misogynie. Aber es stammt eben von Karl Kraus, dieses boshafte Zitat: Die Musik des Herrn Richard Strauss ist ein Frauenzimmer, das seine natürlichen Mängel durch eine vollständige Beherrschung des Sanskrit ausgleicht. Es ist vielleicht kein […]

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Gesammelsuriumskunstwerk

Dieses Schwarzalbenreich hat einen Notausgang. Denn kein Lichtloses ohne Rettungswegschild, so will es das bundesdeutsche Brandschutzgesetz. Und so sieht man in der engen Dunkelkammer, während man voller Unbehagen der Klangcollage aus historischen Aufnahmen und ins Jiddische übersetzten antisemitischen Zitaten Wagners zuhört, ein unbeirrt davonflitzendes grünes Männchen leuchten.  Mitten in die vierte Abteilung der am 8. […]

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Ein zerrissenes Jahrhundertleben

Man braucht weder Kommunist noch Ostalgiker zu sein, damit einem Hanns Eislers spätes Lied mit dem wenig einladenden Titel XX. Parteitag ans Herz greifen kann – wetten? Unter allen berühmten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts ist dieser Eisler vielleicht der vielseitigste, oder der widersprüchlichste: herausragender Schüler von Arnold Schönberg und später vielgeehrter Tonsetzer der DDR-Nationalhymne, […]

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Wenn der Joker zweimal klingelt

Stefan Herheims neuer Berliner Ring des Nibelungen endet, bevor er sich schließt: mit der Götterdämmerung vor dem Siegfried. Wobei der Untergang von allem ja zwangsläufig ist – aber doch nicht so! Ein Debakel, aber mit Ereignissen. Selten so lapidar erlöst worden: Die Reinigungskraft mit medizinischer Maske fegt auf der Bühne zusammen, und natürlich wischt sie […]

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Post aus Bayreuth (2): »You häff to go where ›Garderobe‹ stands«

Wie eine Alien-Parade muss Otto und Frieda Normalbayreuther dieser allsommerliche Aufmarsch der Wagnerfreunde erscheinen, 150 Jahre nach der zufälligen Erstlandung des Meisterraumschiffs im fränkischen Städtchen. Aber man integriert das Fremde! Im Frühstückszimmer meiner Pension, die zur Festspielsaison die Preise verdoppelt, prangt ein Druck der jungwagnerschen Dirigiersilhouette harmonisch neben drei kapitalen Hirschgeweihen. Und mit etwas Mühe […]

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Post aus Bayreuth (1): Mama räumt auf in der Männerpsycho-Küche

Die Welt ist wieder heil, als sie endlich von Neuem untergeht. Als die Sturmmusik des Fliegender Holländer-Vorspiels losbraust, ist die westdeutsche Flutkatastrophe mit allem Drumherum weit weg. Und auch die Corona-Pandemie irgendwie vergessen, wie wir da im Bayreuther Festspielhaus sitzen, durchgeimpft und abmaskiert und hemdesärmelig durchlüftet dank Sitzanordnung im Schachbrettmuster (ob’s was hilft in der […]

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ZEITRAUMGEFÜGSKREISELEI? RESTART!

Der Godard dieses Rings heißt Corona. Denn was der berühmte französische Regisseur einmal in einem längst zu Tode zitierten Wort über Filmdramaturgie sagte (jeder Film brauche Anfang, Mitte und Ende, aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge), das besorgte für Stefan Herheims Neuinszenierung von Richard Wagners Vierteiler oder, wie’s der Kulturmensch nennt, Tetralogie niemand anders als […]

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Wie ich lernte, Lutosławski zu lieben

Durch den Vorhang I: Aha-Erlebnisse Mein erster Lutosławski war ein Aha-Erlebnis: Ich hatte gerade begonnen, gelegentlich in Konzerte mit sogenannter moderner Musik zu gehen – ohne musikwissenschaftliches Spezialwissen, ohne kultische Verehrung dieses großen N in Neuer Musik. Nur mit offenen Ohren. Konversation mit der Musik statt Konversion. Einfach zuhören. Aber leichter gesagt als geschafft. Ich […]