Ob die Übernahme eines Ministeramts an die Voraussetzung einer entsprechenden Fachexpertise geknüpft sein sollte, wird bei Regierungsbildungen und -umbildungen immer mal wieder öffentlich diskutiert, in Deutschland zuletzt bei der Neubesetzung des Ministerpostens im Verteidigungsministerium (»Hat er oder sie denn wenigstens gedient?«). Die Liste der gescheiterten Quereinsteiger in der Politik ist lang (erinnert sich noch einer an Paul Kirchhof?), wenn jemand dazu noch parteilos ist, verschwindet er oder sie auch bei den üblichen Parteienproporzrochaden vom Spielfeld der Macht. Schon allein deshalb sind die fast 15 Jahre, in denen Christina Weiss die deutsche Kulturpolitik mitprägte, eine erstaunliche Leistung. 1991 wurde die studierte Literaturwissenschaftlerin zunächst Kultursenatorin in Hamburg, wo sie zuvor zwei Jahre das Literaturhaus geleitet und nebenbei als Kunstkritikerin für verschiedene überregionale Zeitungen gearbeitet hatte. Als sie 2001 nach der Wahlniederlage der regierenden SPD ihren Sessel räumen musste (siehe Parteienproporz), trauerte man ihr noch lange hinterher, auch weil ihre Nachfolgerin erst schwierig zu finden war und sich dann nicht mit Ruhm bekleckerte. Nach der Bundestagswahl 2002 holte sie Gerhard Schröder als Staatsministerin für Kultur und Medien in sein Kabinett, dem sie bis zum Ende der Kanzlerschaft Schröders 2005 angehörte. Als Staatsministerin setzte sie unter anderem durch, dass die Kulturförderung des Bundes nicht unter »Subventionen« gefasst wird, und rettete den Kulturetat damit vor größeren Kürzungen, die ursprünglich im sogenannten »Koch-Steinbrück-Papier« zum Subventionsabbau vorgesehen waren.

Während und nach ihrer Zeit in der Politik engagierte sich Christina Weiss insbesondere auch für die Neue Musik und freie Ensembles. 2005 gründete sie zusammen mit dem Hirnforscher Wolf Singer und dem Lyriker und Übersetzer Klaus Reichert die Patronatsgesellschaft beim Ensemble Modern. Sie ist außerdem Stellvertretende Vorsitzende des Präsidiums der Deutschen Ensemble Akademie. Ich treffe Weiss in einem Café am Hackeschen Markt. Seit 18 Jahren wohnt sie ganz in der Nähe. Durch das Fenster sehen wir Touristengruppen flanieren. »Ich mag ehrlich gesagt das Touristische hier«, erzählt sie mir zu Beginn. »Es führt dazu, dass man nicht immer in derselben Blase unterwegs ist und und dieselben Leute trifft.«

VAN: Sie haben Ligetis Atmosphères als eine Art musikalisches Erweckungserlebnis während ihrer Schulzeit bezeichnet. Können Sie sich noch daran erinnern, was damals passiert ist?

Christina Weiss: Ich war 17, hatte eigentlich meine ganze Pubertät am Klavier weggespielt und für mich auch noch nicht ganz ausgeschlossen, vielleicht sogar Musik zu studieren. Aber mich hat der klassische Musikbetrieb unglaublich gestört. Der war wirklich zutiefst spießig, also mit weißem Spitzenkragen und so. Und ich dachte: ›Na gut, ist vielleicht doch nicht meine Welt.‹ Und dann hat der Musiklehrer in der Schule uns ohne Vorbereitung gesagt: ›Ich spiele euch jetzt ein Stück vor, das gerade erst komponiert wurde. Hört euch das mal an, das ist eigentlich die Musik eurer Zeit.‹ Und das war wirklich wie ein Schlag auf den Kopf. Diese Cluster-Klänge haben mich dermaßen gefesselt, dass ich davon nicht mehr los kam. Ich habe an dem Tag beschlossen: Ich gehe jetzt nur noch in Konzerte mit Neuer Musik, und das betreibe ich eigentlich bis heute. Darf ich noch etwas zu Ligeti ergänzen?

Unbedingt.

Ich habe dann begonnen, meine Freunde danach auszuwählen, ob sie Atmosphères mochten oder nicht …

Hatten Sie da jemals Erfolg? 

Nein, ich habe immer nur die Schuhsohlen gesehen. Die sind mir alle abgehauen. Einmal hatte ich Erfolg, da war ich schon über 50. Und das ist der Mann, den ich dann geheiratet habe. Ich habe Ligeti die Geschichte erzählt und er hat sehr gelacht und sich darüber gefreut. Lachenmann hat mal zu mir gesagt: ›Ligeti ist ja auch noch kulinarisch.‹ Wenn es mit Lachenmann begonnen hätte, wäre ich als Siebzehnjährige vielleicht auch davongelaufen. [lacht]

Sie hatten keine popkulturelle Sozialisation?

Das habe ich schon auch mitgemacht – ›wer ist besser, die Beatles oder die Rolling Stones?‹, die Hitparade auf RTL jeden Sonntag um 14 Uhr … Aber ich war nie in meinem Leben auf einem Rockkonzert. Mit Mitte 20 hat mir mal ein Verehrer, ein Barkeeper, anonym zwei Konzertkarten für BAP geschickt. Ich wusste gar nicht, was das war und dachte, jemand macht sich einen Scherz. Also habe ich die Karten irgendwo verkramt. Er hat mich irgendwann kurz vor dem Konzert gefragt, was ich dazu sage und ob ich mitkomme. Ich habe gar nicht kapiert, worum es geht. Ich habe die Karten dann nicht mehr gefunden. Es war schrecklich. 

Wie ging die Entdeckungsreise nach Ligeti weiter?

Kurz danach wurde Hans Zender Generalmusikdirektor in Saarbrücken [1971 beim Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken] und es gab im Saarländischen Rundfunk die Reihe ›Musik im Gespräch‹. Im Funkhaus wurden neue Stücke aufgeführt und mit den Komponisten und den Dirigenten, damals waren es ja vor allem Männer, im Gespräch erschlossen. Das war wie eine neue Schule für mich. Es war wirklich die klassische Musik in die Gegenwart weitergeschrieben. 

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Wie nehmen Sie denn heute den klassischen Musikbetrieb wahr, weniger spießig als damals? 

Ich finde ihn immer noch sehr, sehr konservativ. Während man in anderen Kunstsparten das Neue sucht und sich freut, wenn man etwas sieht oder erlebt, was man noch nicht gesehen oder erlebt hat, liegen die Hörgewohnheiten der Leute im Klassikbetrieb gefühlt 100 Jahre zurück. Sie wollen wiedererkennen, sie wollen schwelgen. Es ist natürlich dann schon sehr nah am Konsum. Das ist ja nicht verwerflich. 

Aber nur weil etwas bekannt ist, wird es ja nicht konsumiert. Es kommt doch auf die Rezeptionshaltung an. Man kann auch in etwas hundertmal Gehörtem, Gelesenem oder Gesehenem immer wieder Neues entdecken. 

Ja. Aber wenn ich im Theater bin, erwarte ich nicht, dass ich eine Inszenierung anschaue, die so ähnlich ist wie die, die ich vor 30 Jahren gesehen habe. Im Musikbereich sind hingegen viele Leute sofort irritiert, wenn der Sound ein bisschen härter ist, ein bisschen pointierter, dann können sie schon nicht mehr schwelgen. Aber die primäre Aufgabe der Kunst ist eigentlich nicht, Balsam für die Seele zu sein.

Ich habe das Gefühl, dass sich das langsam ändert. Ist das eine Frage der Vermittlung?

Ja, ich habe in Hamburg erlebt, dass es möglich ist. Als Kultursenatorin habe ich dafür gesorgt, dass Ingo Metzmacher als Generalmusikdirektor nach Hamburg kam [1997 an die Hamburgische Staatsoper]. Das war am Anfang ein großes Entsetzen. Er hat dann immer wieder neue Stücke gebracht, sie immer wieder erklärt und sich dem Publikum sehr zugewandt. Nach ein paar Jahren war er total beliebt. Und die Musik auch. Als er dann nach Berlin ging [2007 zum Deutschen Symphonie-Orchester Berlin], habe ich hier immer wieder Hamburger getroffen, die gesagt haben, wir wollen seine Entdeckungen weiter mitmachen. Es geht also. 

Die Frage, warum zeitgenössische Kunst populärer als zeitgenössische Musik ist, wurde schon oft diskutiert. Spielt da auch mit rein, dass Bildende Kunst in der Anbindung an Pop- und Starkultur und ›den Markt‹ eine ganz andere Aufladung bekommen hat als zeitgenössische Musik? 

Ja, eigentlich ist es in beiden Fällen ein Marktphänomen. Der Markt für die Bildende Kunst hat sich wahrscheinlich durch den Innovationsfaktor und die größere Präsenz der Künstlerinnen und Künstler in der Öffentlichkeit entzündet, und bei der Musik eben nicht. 

Warum nicht? 

Weil die Orte an ihrer abgeschlossenen Traditionalität festhalten wollen. Weil Konzertveranstalter natürlich marktorientiert Karten verkaufen wollen, viele Karten, und nicht wollen, dass das Publikum in der Pause rausgeht. Das sieht man ja den Konzertprogrammen sehr oft auch an. 

Aber der Klassikmarkt in Deutschland ist ja zu einem Großteil gerade nicht marktabhängig. Es gibt 130 öffentlich getragene Opern-, Sinfonie- und Kammerorchester …

Diese quasi verbeamteten Orchester arbeiten aber fast als Abteilung einer Kulturbehörde. Die sollen den Markt bedienen, ohne zu schocken. 

Sie haben als Kulturstaatsministerin über die Tariforchester Sachen gesagt, die würde sich heute keiner mehr trauen zu sagen.

Jetzt kommt die Wohlfühlzone …

2003 meinten Sie, dass die Orchestermusiker der Tariforchester ›Abschied nehmen müssen von einer weltfremden Verwöhnlandschaft‹. Privilegien und geldwerte Vorteile müssten abgebaut werden, wenn die Orchesterlandschaft eine Zukunft haben soll. 

Dafür haben mich die Orchester damals auch attackiert, aber nett, sie wussten ja, dass ich gleichzeitig die größte Unterstützerin war. Aber ja, das ist natürlich so. Darüber müssen wir nachdenken. Damals war ich noch so jung und wirklich ein bisschen wütend, dass die Orchester nichts anderes riskieren. Mir ist schon klar, dass sie das auch nicht ohne Weiteres können. 

Warum nicht?

Sie brauchen den politischen Rahmen, der ihnen das Risiko erlaubt. Aber oft interessieren sich die öffentlichen Geldgeber nur für die Einnahmen. Die Orchester werden in keiner Weise ermutigt, was Neues zu riskieren.

Unter Orchestern und Theatern gibt es deshalb einen Konkurrenzkampf, wer eine höhere Auslastung vorweisen kann, das ist die legitimatorische Währung.

Ich habe in meiner politischen Tätigkeit sehr für die Avantgarde gekämpft. Aber wie reagiert man denn, wenn man im Parlament vorgeführt wird und einer aus der Opposition sagt: ›Frau Weiss, ich war gestern im Konzert, das war nur zu einem Drittel besucht. Es war auch eine scheußliche Musik.‹ Dann können sie in dem Moment nicht anfangen, musiktheoretisch zu argumentieren, sondern müssen sagen ›Gut, okay. Das ist eben bei neuem Angebot so, dafür haben wir ja andererseits auch viel Altes im Angebot.‹ Es gibt natürlich inzwischen auch nicht mehr so viele Kulturpolitiker, die Politik wirklich machen für die Kunst und für die Kultur. Die meisten machen Kulturpolitik, um weiterzukommen, woanders hin, in wichtigere Ressorts. Das ist natürlich ein Drama. 

Sie waren die erste und einzige Kulturstaatsministerin, die kein Parteibuch hatte. Ihre Nachfolger:innen kamen auch alle aus der Parteipolitik. 

Es gab früher immer Parteilose, auch in den Länderregierungen. Das gibt es fast nicht mehr. Man könnte sagen, das ist auch ein bisschen eine Sackgasse der Demokratie, wenn es nur um die Wiederwahl geht. Es war auch in der Wirtschaftspolitik immer möglich, dass Leute von außen kamen. Es macht ja auch mutig, wenn man weiß: Ich kann weggehen, mein Leben ist nach der Politik nicht zu Ende. Das ist richtig gut. Und das fehlt jetzt zunehmend. 

Ihre Amtszeit als Staatsministerin war geprägt von knappen öffentlichen Kassen. Einer ihrer Verdienste war es, den Kulturetat vor der Einstufung als ›Subvention‹ und damit vor Kürzungen zu retten. Haben Sie einen Rat an die jetzige Amtsinhaberin Claudia Roth, wie ihr das heute gelingen könnte?

Jeder hat seine eigenen Methoden. Ich habe immer gesagt, dass man dem Finanzminister und dem Kanzler, bei mir waren es beide Männer, jeden Tag mit spitzen Absätzen auf dem kleinen Zeh stehen muss. Man darf wirklich keine Sekunde aufhören und muss auch genau wissen, wofür man kämpft. In bestimmten ideologischen Konstellationen gibt es zum Beispiel plötzlich ganz viel Geld für die Laienkultur, das ist auch in Ordnung. Aber die Spezial-Ensembles, die wirklich die Musik weiterbringen, für die gibt es dann gar nichts, weil keiner da ist, der für sie kämpft. Und das ist immer die Gefahr. Also wo ist die Kulturpolitik auch wirklich Fachpolitik und nicht nur Sozialpolitik?

Links: Bayreuth 2023, ›Götterdämmerung‹, 3. Aufzug • Foto © Enrico Nawrath / Rechts: Donaueschinger Musiktage 2023 • Foto © SWR / Astrid Karger

Sie haben damals als Staatsministerin gesagt, wenn Sie sich bei der Förderung zwischen Bayreuth und Donaueschingen entscheiden müssten, würde die Wahl immer auf Donaueschingen fallen. 

Immer noch, ja.

Warum werden die Bayreuther Festspiele vom Bund gefördert? 

Die finden ja alle ganz toll. Also ich habe außer mir noch niemanden gehört, der diese Finanzierung je in Frage gestellt hätte. Bayern sagt ständig, es zahlt alles, aber der Bund lässt sich trotzdem nicht gerne rausdrängen. Wenn der bayerische Ministerpräsident einmal zu mir gesagt hätte: ›Wir zahlen Bayreuth komplett‹, ich hätte das Geld sofort für was anderes verwendet. 

Eine Diskussion darüber, was warum gefördert werden soll und was nicht, wo die Prioritäten liegen, wird aber weder in der Politik noch in den Medien richtig geführt, finde ich.  

Es wird in der Politik zu wenig diskutiert, weil Kultur zu wenig als Fachpolitik begriffen wird. Und zur Fachpolitik gehört natürlich auch zu reflektieren: Was hat denn die Kunst in der Gesellschaft für eine Funktion? Sie hat natürlich die Funktion, ständig zu stören. Man finanziert nicht etwas, was sich weggenießen lässt, sondern was immer wieder auf eine sehr positive Art und Weise aufrüttelt, wach macht, neugierig macht, denkmündig macht. Und das wird in der Politik zu wenig diskutiert. Ich habe einmal auf Einladung des Hamburger Amtes für Strom-und Hafenbau vor Hafenmitarbeitern und -mitarbeiterinnen begründen sollen, warum die Oper so viel Geld kostet. Warum machen wir nicht nur Musicals? Die tragen sich wenigstens finanziell. Natürlich kann man das erklären und es hören auch alle zu. Denn was ist der Unterschied zwischen einer Oper und einem Musical? Es ist genau dieser Moment des Wachrüttelns, und das versteht jeder, weil jeder, zum Beispiel im Bereich der Popmusik, die Momente kennt, in denen er sich einlullen lässt und die, in denen er genau weiß, jetzt lädt was auf in mir. Abgesehen davon muss auch nicht alles so viel Geld kosten. Ich habe einen Satz gehasst in der Politik, den immer alle Theater sagen: ›Wir sind strukturell unterfinanziert.‹ Es gibt keine strukturelle Unterfinanzierung, es gibt wenig Geld, vielleicht zu wenig Geld für das, was man will. Aber dann muss man halt die Struktur anpassen.

Wie könnte das aussehen? 

Ich glaube, man muss tatsächlich die Staatsbetriebe viel mehr in eine eigene Verantwortung bringen, auch finanziell. Ich finde die Struktur einer GmbH ist dafür wahnsinnig gut geeignet, weil sie einen Aufsichtsrat hat, der sich viermal im Jahr trifft und der auf die Finanzen guckt, auf die Erfolge, auf die Misserfolge. Eine GmbH kann auch Geld über ein Jahr hinaus als Rücklagen verantworten, um dann schwierigere Projekte zwei Jahre später zu ermöglichen. Das ist alles ganz, ganz wichtig und müsste diskutiert werden. Aber das darf man ja in Berlin gar nicht in den Mund nehmen. Auf die Idee kommt kaum mehr jemand, weil alle nur Angst vor Veränderung haben. 

Darf ich Sie mit noch einer Aussage konfrontieren, die Sie als Staatsministerin getroffen haben? 

Natürlich, ich habe mich nicht so stark verändert. 

In einer Rede bei der Friedrich-Ebert-Stiftung haben Sie 2004 gesagt, dass es vielen Politikern wie Medienmachern mittlerweile peinlich sei, sich zur Kultur zu bekennen. Sie haben damals unter anderem eine Kulturquote im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gefordert. 

Da bin ich heute noch militanter. Ich finde die Debatte, die jetzt wieder über unsere öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten geführt wird, katastrophal. Wenn es überhaupt einen Sinn macht, ein gebührenfinanziertes Rundfunksystem zu erhalten, dann wegen Bildung, Kultur und natürlich Information. Aber nicht Häppcheninformation, sondern richtig Debatteninformation. Und das wird aufgrund einer komischerweise, sinnloserweise erfundenen Quotendebatte vernachlässigt. 

Die Quote bei den Rundfunkanstalten ist ein bisschen das, was die Auslastung bei den Orchestern und Theatern ist, oder?

Ja. Müsste nicht sein. Natürlich muss man gehört werden, aber die Zuhörerschaft beim Deutschlandfunk, der sehr debattenorientiert ist, wächst ja, während sie bei den Träller-Radioanstalten abnimmt. Dieses ganz dünne Drüberwegreden über komplizierte Sachverhalte, das hilft niemandem. Also ich verstehe diese Debatte heute gar nicht mehr. Der Rundfunk muss sich verändern, klar. Das ist ja auch noch in Ordnung. Wir haben ja heute ganz andere mediale Möglichkeiten. Aber ich habe niemanden aus der Politik gehört, der ihn heftig verteidigt, dabei wäre es auch hier wichtig, zu argumentieren, warum ein Rundfunk auch dann wichtig ist, wenn er nur 10 Prozent der Bevölkerung erreicht. 

Sind Sie eigentlich gerne aus der Politik rausgegangen? 

Ich wäre sehr gerne noch eine Legislaturperiode in Hamburg geblieben. Das wäre gut gewesen, um das ganze System auf festeren Boden zu stellen. Aus der Bundespolitik bin ich dann in der Tat gerne ausgestiegen. Das war dann auch an der Zeit. Ich wollte ja nicht mein ganzes Leben in der Politik verbringen. Und als ich dann merkte, ich werde überhaupt nur noch als Politikerin gefragt und gar nicht mehr als Kunstvermittlerin, schien es mir an der Zeit, die Politik wieder zu verlassen. ¶


... ist Herausgeber von VAN. Er studierte Development Studies, Ethnologie und Asienwissenschaften in Berlin, Seoul, Edinburgh und an der London School of Economics und arbeitete im Anschluss zehn Jahre als Berater in Projekten der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. 2014 gründete er mit Ingmar Bornholz den VAN Verlag, wo er auch als Geschäftsführer fungiert. hartmut@van-verlag.com