Ludmila Yurina wurde am 16. Januar 1962 in Uzyn (Nord-Ukraine) geboren. Schon mit 15 Jahren bestand sie 1977 die Aufnahmeprüfung für ein Klavierstudium an der Staatlichen Musikschule in Kiew. Hier blieb sie bis 1981. Dann kam scheinbar eine Phase der Neuorientierung. Von 1985 bis 1990 studierte Yurina Komposition an der Nationalen Musikakademie der Ukraine. 1993 hing sie noch ein Postgraduiertenstudium in der Kompositionsklasse von Jewhen Stankowytsch (*1942) hintendran (Stankowytsch schreibt lyrische, großflächige Musik.)

Der Wechsel vom Studium ins »Berufsleben« einer Komponistin gelang offenbar; ein Übergang, der – das sei angemerkt – für einen E-Musik-Avantgarde komponierenden Menschen absolut existenziell ist: Man verdient anfänglich so gut wie nichts, trifft auf einen relativ hermetischen, bestehenden Betonblock verschiedener, sehr eng verhedderter Netzwerke und muss dennoch »nett« sein und keinen Neid aufkommen lassen.

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Neben dem Komponieren unterrichtet Ludmila Yurina auch regelmäßig; Schon seit 1995 ist sie Kompositionsprofessorin an der Nationalen Musikakademie der Ukraine in Kiew. 1999 war sie Gastprofessorin an der Rheinsberger Musikakademie. Ihre Werke werden international aufgeführt und preisgekrönt. Außerdem ist sie Gründungsmitglied der ukrainischen Gruppe »Women in Music« und engagiert sich auch sonst in einigen Initiativen.

Das Klavierspielen scheint Yurina dann doch nicht ganz aufgegeben zu haben: Zumindest unterrichtet sie noch Klavier, natürlich neben ihren pädagogischen Aufgaben in Sachen Komposition. Hinzu kommen Yurinas diverse Verbindungen und Leitungsfunktionen bei Musiktheater-Produktionen und Neue-Musik-Festivals. Ludmila Yurina lebt offenbar bis heute in Kiew.


Ludmila Yurina (* 1962)
…end-les… für Orchester (1997)

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Yurina schreibt Musik für verschiedene Besetzungen, darunter auch (bislang) eine Kurzoper. Beim Kasseler Furore-Verlag ist sie mit einer Klavierkomposition in einer entsprechenden Sammlung vertreten. 1997 entstand ihr Orchesterwerk …end-les…

Am Anfang geraten gleich Trompete und Woodblocks klopfend aneinander. Eine Art »Echo« hören wir hernach. Doch dieses »Echo« wehrt sich – und kommt näher: unter spotzenden Blechblas-Kommentaren. Ein Fagott mischt sich dazu, das Ganze leicht karikierend. Lastend legen sich die Kontrabässe unter die Einzelklangereignisse. Eiskalt, wie in einer Schneelandschaft, die aus irgendeinem Grund Klang geworden ist.

Wieder gleißen hohe Streichertöne durch den Raum. Diverse individuelle Instrumental-Mosaike positionieren sich. Eine gefrorene Landschaft, in der aber noch Leben steckt. Nach recht genau zwei Minuten komt es zu einer deutlicheren Stauung, die gleichsam wieder – aber nicht im affirmativen Sinne – befriedet wird. Hörenswerte Avantgarde. ¶

... ist Konzertveranstalter, Moderator, Komponist und Pianist. Er gestaltet innovative Konzertformate, arbeitet als Musik-Satiriker, schreibt Stücke für Solist:innen und Ensembles und Texte für VAN, die Wiener Philharmoniker, die New York Philharmonics und die Bamberger Symphoniker. 2019 war er als Schauspieler an der Volksbühne zu erleben.