Nadine Dana Suesse wurde am 3. Dezember 1911 in Kansas City geboren. Früh unterrichtete man sie am Klavier. Und hier, am Klavier, muss sie eindrückliches Talent an den Tag gelegt haben. Bald tourte man mit ihr durch benachbarte US-Bundesstaaten. 1926 – Dana Suesse (ihr Name wird Englisch ausgesprochen – und zwar: »Sweese«) war 15 Jahre alt – zog sie mit ihrer Mutter nach New York City.

Vier Jahre nach Suesses Geburt (1915) war in einer Tageszeitung in Chicago erstmals das Wort »Jazz« prominent erwähnt worden. Und die 1920er Jahre waren nicht eben die schlechteste Zeit, um Jazz-Pianistin in New York zu werden. Doch für Dana Suesse ging es zunächst ganz »klassisch« zur Sache. Sie studierte Klavier bei einem der letzten großen Liszt-Schüler: Alexander Siloti (1863–1945), der als Komponist auf heutigen Konzertprogrammen leider nur noch als »Zugabenkomponist« mit seiner etwas nervig gewordenen Bach-h-Moll-Präludiumsadaption auftaucht.

Auch pflegte Dana Suesses Kontakte in die Gefilde um den zu früh verstorbenen George Gershwin (1898–1937). Wie er fand sie eine attraktive »Mitte« von Jazz und »Konzertsaalmusik« – und komponierte entsprechende Werke. Vor allem mit ihren Songs konnte Dana Suesse frühe Erfolge verzeichnen. Bald ging sie zu der viel gerühmten Nadia Boulanger (1887–1979) nach Paris. »Best of both worlds« sozusagen, die neue und die alte Welt. Hier der aufkommende Jazz, dort der gute alte Kontrapunkt (in Gestalt des Pariser Konservatoriums mit seinen strengen Regeln – und seiner großen Modernetradition).

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1974 veranstaltete Suesse zusammen mit ihrem Mann ein Symphoniekonzert in der New Yorker Carnegie Hall, in dem ausschließlich ihre eigenen Kompositionen gespielt wurden. Möglicherweise wurde Suesse in ihren späteren Jahren zu wenig gewürdigt. In den 30er und 40er Jahren hatte sie es zu einigen Hits und sogar zu einer Dinner-Einladung von Präsident Roosevelt ins Weiße Haus gebracht.

Einige Jahre lebte Suesse auf den Amerikanischen Jungferninseln in der Karibik. 1981 starb ihr Ehemann und Suesse kehrte nach New York City zurück. Dort starb sie nach einem Schlaganfall am 16. Oktober 1987 im Alter von 75 Jahren.


Dana Suesse (1911–1987)
Jazz-Konzert D-Dur für Kombo und Orchester (1955)

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Dana Suesse ist eine der wenigen Komponistinnen des 20. Jahrhunderts, die sich (neben ihrem Liedschaffen) besonders erfolgreich mit Werken für Klavier und Orchester einen Namen machen konnte. Ihr Jazz-Konzert D-Dur für Kombo und Orchester aus dem Jahr 1955 hebt dabei sogar eine ganze Reihe von Musikerinnen und Musiker in den solistisch-konzertanten Vordergrund.

Ein herrlich nerviges Motto wird dem Ganzen vorangestellt. Dann sneakt sich ein Klavier kurz herein. Die Geigen intonieren ein sich heranpirschendes Thema. Wie die Musik für einen Krimi. Der herrlichen Vorgänge nicht genug betreten wir bald rhapsodische Räumlichkeiten. Nach flinken Läufen und lustigen Anschleichungen im Klavier kommt es bei Minute 1.20 zu einem sehr attraktiven instrumentalen Effekt, einem spannenden Widerhall, wie ein auskomponierter Tam-tam-Schlag. Was wäre dieses Werk doch für eine tolle Spielplan-Ergänzung zu Gershwins Rhapsodie in Blue und Co.! Dana Suesse könnte, sollte schon bald ein regelmäßiger, gern gesehener Gast in unseren Konzertsälen sein. Nicht nur im Weißen Haus! ¶

... ist Konzertveranstalter, Moderator, Komponist und Pianist. Er gestaltet innovative Konzertformate, arbeitet als Musik-Satiriker, schreibt Stücke für Solist:innen und Ensembles und Texte für VAN, die Wiener Philharmoniker, die New York Philharmonics und die Bamberger Symphoniker. 2019 war er als Schauspieler an der Volksbühne zu erleben.