Catherine Christer Hennix kam am 25. Januar 1948 in Stockholm zur Welt. Ihre Mutter war als international bekannte Jazz-Komponistin erfolgreich – und versammelte regelmäßig prominente Jazzerinnen und Jazzer um sich, darunter die Saxophon-Legende John Coltrane (1926–1967). Entsprechend wuchs Catherine Hennix mit Jazzmusik auf und lernte bald selbst das Spiel am Schlagzeug. Später kamen Gesang, Tasteninstrumente und Oboe hinzu.
Offenbar fühlte sich Hennix auch von der E-Musik-Avantgarde angezogen, studierte sie doch bei Karlheinz Stockhausen (1928–2007) und erarbeitete sich so die Kompetenzen im digitalmusikalischen Bereich, die sie schnell an die Spitze entsprechender Genretrends in ihrem Heimatland Schweden katapultierten. Darüber hinaus studierte sie Biochemie und Linguistik und schließlich noch Mathematik und Philosophie.
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In den 1960er Jahren war die anarchisch-politische Fluxusbewegung auch in der Musikszene angekommen. Künstler wie La Monte Young (*1935) hielten in ihren (mehr oder weniger genauen) Partituren beispielsweise dazu an, einfach mal eine Quinte möglichst lange (also quasi potentiell unendlich) zu halten (Composition 1960 #7, »to be held for a long time«); andere – wie Nam June Paik (1932–2006) – ließen Interpretinnen und Interpreten vor einen Tisch stellen, mit der Anweisung, eine Violine in Superzeitlupe anzuheben, um selbige nach mehreren Minuten der Spannung mit einem Schlag an der Tischkante zu zerdeppern (One for Violin Solo, 1962). Wiederum andere – wie Annea Lockwood (*1939) – ließen ein ganzes Klavier in Flammen zerbersten (Piano Burning, 1968).
Für eben jene musikalische Fluxusbewegung interessierte sich nun auch Catherine Christer Hennix und kollaborierte bald mit besagtem La Monte Young (und anderen). Zu dem Sänger Pran Nath (1918–1996) suchte Hennix engen Kontakt, um ihr Wissen in Sachen außereuropäische Gesangstechniken, Tonsysteme und Rhythmusideen auszubauen. Gleichzeitig verfolgte sie eine Laufbahn als Mathematikerin und Computerspezialistin. In den 1970er Jahren lehrte sie als Mathematik-Professorin an der State University of New York at New Paltz. In den 1990er Jahren studierte sie noch einmal; und zwar Psychoanalyse, bei einstigen Studierenden der Psychiater-Legende Jacques Lacan (1901–1981) in Paris. Musikalisch gilt sie mitunter als Vertreterin der Minimal Music, relativierte diesen Begriff jedoch in einem Interview zum MaerzMusik-Festival 2017 selbst.
Catherine Christer Hennix lebt und arbeitet in Berlin.
Catherine Christer Hennix (* 1948)
The Well-Tuned Marimba für Yamaha-Synthesizer, Sine Wave Drone und Live-Elektronik (2018)
Hennix gilt als Drone-Music-Protagonistin, lässt sich also – vielleicht noch inspiriert von ihrem einstigen künstlerischen Partner La Monte Young – von der Faszination langandauernder Klangflächen leiten. 2018 entstand Hennix’ The Well-Tuned Marimba. Von Beginn an ist man »drin« in diesem immersiv-elektronischen Stück. Von musikalischen Blubberblasen umgeben. Eine Art Hybrid-Marimba, allüberall.
Das Blubbern verdichtet sich immer mal wieder – darüber liegt ein elektronischer Ton, der wie ein Tinnitus ins Ohr gerät. Der Tinnitus schält sich von Mal zu Mal mehr heraus, wird zu einem Quasi-Straßengeräusch-Dröhnen, das zwielichtig schillert. Etwa in der Mitte des Stücks hören wir diese Klänge durchaus als Schmerzensgeräusche, als Widerhall unguter Situationen und Vorstellungsräume. Eine Musik für gewisse Trips. ¶