Im November des Jahres 1929 wurden folgende menschheitsbewegenden Menschen geboren: Der US-amerikanische Elektroingenieur Amar G. Bose (gestorben 2013), der deutsche Unternehmer Rudolf Miele (gestorben 2004), der deutsche Ernsting’s-family-Gründer Kurt Ernsting (gestorben 2011), die deutschen Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger und Michael Ende (gestorben 1995), die US-amerikanische Schauspielerin Grace Kelly (gestorben 1982) und der deutsche Grafiker Horst Janssen (gestorben 1995). Eine – vor allem wirtschaftlich gesehen – erstaunliche Phalanx später führender Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Vergessen haben wir noch den ungarischen Schriftsteller Imre Kertész (gestorben 2016), der am 9. November 1929 zur Welt kam; am selben Tag wie die spätere Komponistin Alexandra Pachmutowa, die – obwohl sie noch lebt – in Mitteleuropa völlig unbekannt ist (was auch mit ihrer engen Anbindung an diverse Institutionen Russlands zusammenhängen mag).
Pachmutowa erhielt offenbar frühe Unterweisungen in Sachen Musik. Schon mit 14 Jahren wurde sie am Moskauer Konservatorium aufgenommen. Dort studierte sie später bei ihrem Landsmann Wissarion Schebalin (1902–1963), der mehr ist als nur »jemand aus der Generation Schostakowitschs«. 1953 schloss Pachmutowa ihr Studium ab und wurde seitdem – bis in unsere Tage – mit allen erdenklichen Staatspreisen ihres Heimatlandes bedacht. Seit 1968 war sie als Sekretärin des russischen Komponistenverbandes aktiv.
Alexandra Pachmutowa (*1929)
Konzert für Trompete und Orchester (1955)
Pachmutowas Trompetenkonzert aus dem Jahr 1955 beginnt mit gehenden, geheimnisvoll-eiskalten, glockigen Pulsierungen. Gedanken an Filmmusiken stellen sich schnell ein. Nach wenigen Momenten ergreift die Solo-Trompete das Wort – und spielt eine klagende Melodie aus längst vergangenen Zeiten. Sanft kommentieren kurz die Geigen. Auf einer höheren Tonstufe bläst die Trompete eine Variante der vorangegangenen Zeilen. Eine Klarinette steigt aus der Tiefe empor. Irgendwie fühlt man sich an Nino Rotas Filmmusik zu The Godfather (1969) erinnert – vor allem aber wohl wegen der Exponierung des gleichen Instruments ganz im Vordergrund.
Nach ungefähr zwei Minuten trifft der Allegro-Teil ein. Mit schmetternden Tönen prescht die Trompete voran. Sicherlich: eher traditionelle Musik. Aber schön instrumentiert. Ein Trompetenkonzert, das sich im Repertoire eigentlich viel mehr hervortun müsste. Denn seien wir ehrlich: So viele gute Solo-Konzerte haben die Trompeterinnen und Trompeter dieser Welt nun wirklich nicht … ¶