Laut Los Angeles Philharmonic wurde Angélica Negrón 1981 im puerto-ricanischen San Juan geboren und lebt und arbeitet derzeit in Brooklyn, New York. Früh erhielt sie Klavier- und Geigenstunden am Konservatorium von Puerto Rico, wo sie später bei dem doch recht traditionellen Alfonso Fuentes (*1954) Komposition studierte.
Ihre Studien setzte Negrón an der New York University fort. Derzeit schreibt schreibt sie wohl auch noch an ihrer Doktorarbeit über die Sängerin, Tänzerin, Filmemacherin, Choreographin und Komponistin Meredith Monk (*1942). Zudem belegte sie das Fach Komposition am Graduate Center (CUNY) in New York, wo die hier bereits porträtierte Tonia León (*1943) Negróns Lehrerin war.
Angélica Negrón betätigt sich selbst als Kompositionspädagogin und unterrichtet derzeit für das Schulprogramm »Very Young Composers« der New York Philharmonics. Außerdem ist sie Autorin des Magazins der »International Alliance of Women in Music« und für die britische Zeitschrift »The Wire«.
Als Komponistin und Multi-Instrumentalistin erhielt Negrón zahlreiche Preise und Aufträge, so von den Bang on a Can All-Stars.
Angélica Negrón (* 1981)
The Little Things für Kinderklavier und Live-Elektronik (2011)
Die heute 41 Jahre alte Angélica Negrón schrieb bereits Werke für Dokumentar- und Spielfilme, fürs Theater, für Tanzkollektive und Ensembles. Sie ist Mitgründerin der Indie-Band »Balún«, in der sie singt und Akkordeon spielt.
Über ihre Art des Komponierens sagte Negrón in einem Interview aus dem Jahr 2021 (angesprochen auf das tägliche Handwerk des Komponierens): »Manchmal ist es schwer, die Dinge in Balance zu halten. Dabei ist es wichtig, täglich zu komponieren, auch wenn diese Regelmäßigkeit etwas ist, was ich eigentlich nicht mag. Komponieren muss man üben wie das Spiel auf einem Instrument; als würde man jeden Tag Tonleitern spielen. Für mich ist es wichtig, mich hinzusetzen, um jeden Tag etwas zu erschaffen. Für diese Art der Disziplin habe ich eine Weile gebraucht und ich habe das Gefühl, dass ich immer noch nicht dort bin, wo ich hin will, aber ich arbeite daran. Ich mag Deadlines, ich arbeite besser, wenn ich mich an Fristen halten muss. Und ich fühle mich besser, wenn ich gleichzeitig an sehr unterschiedlichen Dingen arbeite.«
Negróns Komposition The Little Things für Kinderklavier (Toy Piano) und Live-Elektronik stammt aus dem Jahr 2011 – aus der Pionierzeit der Wieder-, Neu- und Erstentdeckung des Toy Pianos, so könnte man sagen.
Mit einem kleinen Pattern eröffnet das Stück. Schnell entsteht der Eindruck einer kreisenden Bewegung. Wohl eine Melodica spielt darüber alsbald eine naive Melodie; einfach so, in den Wind des Hörens hinein. Elektronische Klänge kommen hinzu. Die tonliche »Verhärtungsgefahr« wird durch ein kurzes elektronisches Glissando beiseite gewischt. Ein zweites Glissando mogelt sich hinein. Die Zutaten des Stückes verbleiben einerseits im Vordergrund, werden aber nach und nach angefüllt, auch mit einer nach genau zwei Minuten eintretenden Tiefenwirkungsevokation. Eine Musik der Merkwürdigkeiten, der bildlichen wie gefühlsmäßigen Assoziationen. ¶