Ich treffe Vilde Frang im Café Liebling am Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg, ihrem Heimatkiez. Sie bevorzugt es auf englisch zu sprechen, »mein Deutsch ist nur zum Überleben«. Das ist wahrscheinlich Koketterie, zumindest wechselt sie während des Gesprächs immer mal wieder für einige Ausdrücke ins Deutsche, die nicht unbedingt zum Überlebenswortschatz gehören, »Vogelperspektive«, »Minderwertigkeitskomplex«, »Begeisterung«…Ein geplantes Treffen zwei Wochen zuvor hatte sie kurzfristig abgesagt. »I caught a bad cold.« schreibt sie auf Whatsapp. Ein paar Tage später diagnostiziert ein Arzt Pfeiffersches Drüsenfieber. Sie erzählt, wie sie bei einem Konzert erst nach der Generalprobe und dann nach dem Konzert ohnmächtig geworden war. »Schon als ich auf die Bühne ging wusste ich, dass das keine gute Idee war.« Frang ist im August 30 geworden und es scheint, als wäre diese Schwelle bei ihr tatsächlich auch ein Übergang. Von außen betrachtet stimmt die bisherige Bilanz: Exklusivvertrag beim Major Label (EMI/Warner seit 2008), zahlreiche Preise, ein voller Konzertkalender, gefragt bei den großen Orchestern und Dirigenten. Ein Überschuss im außen, bei dem etwas auf der Strecke zu bleiben drohte. »In tune« wird ein Wort, das sie während des Gesprächs mehrmals verwendet. Mitschwingen, richtig gestimmt sein, wieder ins Lot kommen. Gute Themen für ein Gespräch zum Jahresende.

VAN: In ihrem vor einigen Wochen in VAN erschienenen Text Der kaputte Musiker beschreibt Heather O’Donnell, wie der Umgang mit Krankheit, Verletzung und Behinderung bei klassischen Musikerinnen und Musikern nach wie vor ein Tabuthema ist. Findest du das auch?

Vilde Frang: Ja, bei uns Streichern insbesondere, wenn es um die Arme oder Finger geht – ein sehr angstbesetztes Thema. Das Letzte, was man will ist, dass andere es mitkriegen. Es gab Zeiten, in denen ich trotz einer Nervenverletzung im Finger gespielt und aufgenommen habe, weil ich mir eine Absage nicht vorstellen konnte. Nicht spielen zu können fühlte sich für mich an, wie in einem geistigen Gefängnis zu sitzen. Musik war immer mein Sauerstoff, die Realität, in der ich aufwuchs, meine Muttersprache, meine Beziehung zur Welt; und alle anderen Lebensbereiche waren ohne Musik eine Grauzone. Aber manchmal muss man aufpassen, dass die Bahn, auf die man gerät, einen nicht voll und ganz bestimmt.

Was sind denn die tatsächlichen oder vorgestellten Reaktionen auf eine Absage?

Ich glaube, kein Publikum würde es sich wünschen, dass du deine Gesundheit ruinierst und auftrittst, obwohl du weißt, dass du nicht in der Verfassung bist. Wenn man anfängt, sich über all die anderen Dinge – wieviel Geld geht mir flöten, wieviel Publicity, nicht zuletzt wieviele Menschen enttäuscht sind – den Kopf zu zerbrechen, ist das eine große Belastung. Ich habe mittlerweile gelernt, mehr auf meinen Körper als auf Promoter zu achten. Nur so hält man auf Dauer durch.

Du musst deine Saisons Jahre im Voraus planen. Wie kannst du wissen, ob und wann du in zwei oder drei Jahren vielleicht gerade eine Pause brauchst?

Das hinzukriegen ist extrem wichtig, das wird mir erst jetzt richtig klar. Ich fange mit dem Umdenken an und halte mir jedes Jahr Zeiträume frei. Jetzt gerade, dann wieder im April, Mai, wo ich kaum Konzerte spiele, und auch im Sommer. Das Problem ist, dass alle Anfragen immer so nett sind, und ich erst lernen musste, Nein zu sagen. Als ich jünger war, wollte ich einfach nur spielen und jede klitzekleine Lücke in meinem Kalender füllen, ›let’s do it‹, Konzert an Konzert an Konzert. Das führte dazu, dass ich fünf, sechs Jahre lang überhaupt keinen Urlaub gemacht habe. Ich möchte jetzt einen Schritt zurücktreten, die Luft reinigen, ein bisschen (auf deutsch) ›Vogelperspektive‹ gewinnen.

Hast du manchmal das Gefühl gehabt, zu viel zu jung erreicht zu haben?

Nein, eigentlich hatte ich immer das gegenteilige Gefühl. Es gibt viele Dinge, die ich neben dem Geigenspiel gerne gemacht hätte, und denen ich in Zukunft mehr Zeit widmen will. Aber ich habe alles, was ich habe, in die Musik gelegt, auf eine existentialistische Art und Weise, quasi auf Leben und Tod. Es würde sich fast wie eine Niederlage anfühlen, wäre ich jetzt nicht da, wo ich bin. Warum hätte ich sonst auf all das andere verzichten sollen?

https://www.youtube.com/watch?v=51OlhELmT3w

Recital mit Vilde Frang und Michail Lifits (Klavier) bei den Schwetzinger Festspielen 2013.

Fällt dir das jetzt leicht, Pausen zu nehmen? Ich kann mir vorstellen, dass ein Solistenleben auch eine Art Sog, eine Eigendynamik entfaltet.

Genau, man gewöhnt sich an den Lebensstil: Alle paar Tage eine andere Stadt, ein anderes Hotel, man kommt nach London und es fühlt sich wie dein Wohnzimmer an, man kommt nach Paris, und es ist deine Küche, man entwickelt für jede Stadt seine Routine, aber auf eine ziemlich oberflächliche Art und Weise.

Fast wie eine Sucht …

… oder eine schlechte Angewohnheit, man verliert irgendwann den Kontakt zu sich selbst, und auch die Fähigkeit, an einem Ort ein richtiges Sozialleben aufzubauen. Man hat sich so daran gewöhnt, dass es sich zwischen verschiedenen Städten ausgebreitet hat.

Hast du viele Nicht-Musiker als Freunde?

Nein, hätte ich gerne. (lacht)

Ist es schwierig, als klassische Musikerin einen Freundeskreis außerhalb aufzubauen?

Zumindest ist es eine Herausforderung. Es ist beeindruckend, wenn du es schaffst, privat nicht zu viel mit der Klassikwelt zu tun zu haben. Ich habe einmal mit einer Tanzcompagnie gearbeitet, und hatte das Gefühl, dass deren Welt und meine himmelweit auseinander liegen. Ich hätte mich ihnen gerne genähert, aber es war schwierig, einen Bezugspunkt außerhalb der Interaktion von Musik und Tanz zu finden.

Du lebst in Berlin. Wie interagierst du mit der Stadt, nimmst du zum Beispiel an der Clubszene teil?

Das brauche ich nicht, ich habe gerade mein Haar um fünf Zentimeter gekürzt, das war ein dramatischer Schritt, das ist meine Art von Clubbing, ich bin eher so ein Typ (lacht). Ich lebe gerne im Privaten, ich brauche nicht irgendwo hingehen um zu ›chillen‹, oder mir die Seele aus dem Leib zu schreien oder Bier zu trinken, ich bin eher so wie eine Großmutter (lacht). Aber hier in Berlin habe ich meinen größten Freundeskreis, was auch der Grund war, hierher zu ziehen.

Nochmal zurück zu der Planung. Ist es nicht auch schwierig im voraus zu wissen, was man in drei Jahre gerne spielen möchte?

Total!

Und dann passiert es, dass man acht Mal hintereinander das Strawinski-Konzert spielen muss …

(lacht) Glücklicherweise mag ich das Stück. Am Anfang der Karriere muss man flexibel sein, die Leute fragen ›warum spielst du nicht Tartini hier, und Vaughan Williams dort‹, und man muss sich der Herausforderung stellen. Aber mit der Zeit findet man heraus, dass weder man selbst noch das Publikum etwas davon hat, wenn man nicht überzeugt ist von dem Stück und sich ihm gegenüber nicht verpflichtet fühlt. Das ist eine Sache, die ich jetzt unbedingt vermeiden will. Es gibt so viele tolle Geigerinnen und Geiger auf der Welt, die die Publikumsrenner mit großer Leidenschaft spielen. Die sollten das dann auch machen und nicht jene, die lieber etwas anderes spielen möchten. Nächstes Jahr nehme ich das Oktett von Enescu auf, darüber bin ich sehr glücklich, meine Plattenfirma allerdings nicht. Die haben sich schon bei der letzten Aufnahme die Haare gerauft: ›Wer legt schon Korngold und Britten unter den Weihnachtsbaum?‹ (lacht)

Welches Stück würdest du gerade nicht zusagen?

Es ist schwierig, eines herauszugreifen. Oft ist es ein Dilemma: Du würdest ein Stück gerne spielen wollen, aber etwas rät dir, die Finger davon zu lassen, weil du noch nicht bereit bist. Ein gutes Beispiel ist das Beethoven-Konzert. Ich habe es ein paar Jahre lang gespielt und dann beiseite gelegt, weil ich das Gefühl hatte, dass das Stück mich gerade nicht braucht.

Kannst du das genauer erklären?

Mit dem Konzert ist es ein bisschen wie bei der Mona Lisa. Die Leute sagen, ›schau dieses Lächeln, ist es nicht genial, göttlich, einzigartig?‹ Es ist eine Ikone, ein Kult geworden, und hinter dieser (auf deutsch) Begeisterung steckt für mich immer auch etwas passiv-aggressives, ›so ist es, wenn du es nicht siehst, ist das dein Problem, dann verstehst du die Botschaft dahinter nicht.‹ Und ich verstehe diese Vergöttlichung nicht, diese versöhnende Botschaft, weil ich nicht versöhnt bin. Ich will kämpfen, mich abarbeiten, mich nicht mit einer auf den Sockel gestellten Göttlichkeit versöhnen.

Gibt es auch das Gegenteil, wo du den Impuls hast, ein Stück zu rehabilitieren oder zu seinem Recht zu verhelfen?

Eines, das noch kein heiliger Gral ist?

Genau. Ich dachte gerade an das Korngold-Konzert, das du zuletzt zusammen mit dem Britten-Konzert aufgenommen hast.

Das ist super interessant mit dem. Ich war sehr jung, als ich es das erste Mal hörte. Leider war es der falsche Interpret und es wurde eine fast traumatische Erfahrung. ›Dieses schreckliche Stück würde ich niemals spielen!‹ Viele Jahre später hörte ich es dann zufällig im Radio mit Heifetz (der 1947 auch die Uraufführung des Stücks gespielt hat, d. Red.), und da hat es sich für mich komplett umgekehrt, auf einmal gab es darin etwas, dem ich nicht widerstehen konnte. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sich meine Persönlichkeit verändert hatte, wie bei dem Geschmack von Kaffee oder Oliven, an den man sich auch erst gewöhnen muss, dann aber langsam süchtig wird.

Erich Wolfgang Korngold: Violinkonzert D-Dur op. 35 I. Moderato nobile; Vilde Frang, Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt, James Gaffigan (Dirigent) (Warner Classics, 2016) • Link zur Aufnahme

Ich habe Anfang Mai dein Debüt mit den Berliner Philharmonikern gesehen, wo du im Rahmen des Europakonzerts in dieser sehr kleinen Kirche im norwegischen Röros gespielt hast, direkt vor den Kirchenbänken. Beschäftigt dich vor einem Auftritt die Art der Bühne, bereitest du dich darauf vor, indem du sie visualisierst oder so? Auch wenn man vorher im Saal probt, ist es doch etwas anderes, wenn er dann im Konzert voll ist.

Es gibt so viele verschiedene Aufführungssituationen, ehrlich gesagt denke ich nie darüber nach, ob ich es gerade mag oder nicht. Ich ticke schon lange so. Menschen fragen mich immer, ob ich mich auf etwas freue, aber ich kann nicht einfach so etwas sagen wie, ›ich liebe, was ich tue, weil es so emotional ist‹, oder ›ich kann es kaum erwarten, hierhin oder dorthin zurückzukehren‹. Es sind nie solche Gefühle, es ist Vorfreude einer anderen Ordnung, es ist mehr ein Wissen, ein Instinkt, dass dies oder das früher oder später passieren muss, weil eine Alternative nicht existiert.

Das ist so ziemlich das Gegenteil einer weit verbreiteten Haltung deiner Generation der heute 30jährigen, wo die permanente Reflektion über die Frage ›Wie es mir geht, warum ich glücklich bin oder nicht, worauf ich mich freue oder nicht‹ zum Zeitgeist gehört.

Ich finde es ein bisschen gefährlich, zu viel über alles zu grübeln, ein bisschen Zeitverschwendung. Wenn man durch all die Dinge hindurchgeht, bildet sich mit der Zeit ohnehin auf natürliche Weise ein immer klareres Bild heraus. Ich mache Projekte, bei denen ich mich gar nicht wirklich frage, ›mag ich dies oder das?‹ Du machst es einfach. Ich fühle mich jetzt zum ersten Mal wie ein Fisch im Wasser, zuvor musste ich auf der Bühne immer allen etwas beweisen.

Gab es da bestimmte Momente oder Auftritt, bei denen du festgestellt hast: ›Oh, jetzt ist es anders‹?

Das kann ich gar nicht genau sagen, vielleicht brauche ich noch ein paar Jahre um herauszufinden, wann sich das wirklich geändert hat, was ausschlaggebend dafür war. Ich habe mich auf der Bühne immer so gefühlt wie mitten auf der Autobahn. Man ist in einem Territorium, wo man eigentlich nicht sein sollte, und man ist sozusagen der ›King of Autobahn‹, du weißt, dass du jederzeit von einem Auto überfahren werden kannst, das gibt dir einen Adrenalinkick. Jedes Konzert fühlt sich an wie das erste, aber du spielst es, als ob es das letzte sein könnte.

Anne-Sophie Mutter war deine Mentorin, von 2003 bis 2009 warst du auch Stipendiatin in ihrer Stiftung. Sie gehört vielleicht zu den am meisten polarisierenden Personen in der Klassikwelt. Auf der einen Seite ist sie phänomenal erfolgreich beim Publikum und einer der wenigen großen ›Stars‹, auf der anderen gibt es kaum jemanden, über den sich auch Kolleg/innen so kritisch äußern wie über sie. Warum ist das so?

Ich kann nur sagen, was mich fasziniert hat, als ich sie mit 11 kennenlernte. Sie wurde in einer Hinsicht ein großes Rollenmodell: mit ihrer unglaublichen Disziplin. Sie besitzt ein Ausmaß an Konzentration und Fokus auf die Partitur, das unvergleichlich ist. Zu sehen, wie jemand das, was sie macht, so ernsthaft betreibt, hat für mich als Kind wirklich einen Standard gesetzt. Ich habe immer genau zugehört, was sie auf der Bühne macht, sie verfügt zum Beispiel über ein unglaubliches Sortiment an Klängen. Für sie zu spielen war etwas furchteinflößend, nicht wegen ihrer Person oder ihres Star-Seins, sondern weil ich so hart und fokussiert arbeiten wollte wie sie. Umso überraschter war ich, als sie mir eines Tages empfahl, öfter ein bisschen zu entspannen und mal ins Kino oder so zu gehen. Den Ratschlag mochte ich gar nicht, schließlich war die Ernsthaftigkeit doch die Essenz dessen, was ich damals an ihr bewunderte! Sie nahm mich dann einmal mit in ein Musical auf dem Broadway, sie hat es geliebt, ich fand es etwas albern (lacht).

Seid ihr noch in Kontakt?

Nein, schon länger nicht mehr, aber ich spiele noch das Instrument, dass ich 2004 von ihrer Stiftung bekam.

Wolfgang Amadeus Mozart: Violinkonzert No. 5 A-Dur KV 219, II. Adagio; Vilde Frang, Arcangelo, Jonathan Cohen (Leitung) (Warner Classics, 2015) • Link zur Aufnahme

Gibt es jemanden, den du heute als Mentoren bezeichnen würdest?

Ja, ein unglaublicher Mensch, Eberhard Feltz, kennst du ihn?

Ja. (Hier im VAN-Interview)

Er ist eine unglaubliche Seele. Für ihn zu spielen, bringt dich so nahe, wie es nur geht, zum Kern. Ich fühle mich immer gut und sicher, wenn ich mit ihm arbeite. Wie viele Menschen wie ihn gibt es noch? Es gibt so viele schillernde Personen da draußen, die du prominent in deiner Biographie platzieren kannst, aber Leute wie er laufen dir nicht so häufig über den Weg. Jeder sollte ihn kennen, aber nur die wenigsten tun es, er ist quasi ein Geheimtipp. Es ist ein wahrer Segen, dass es ihn gibt. Aber eigentlich war ich nie so der Typ, der sich einem Mentor so richtig verbunden gefühlt hat. Meine Lehrer waren ein bisschen wie Nord- und Südpol, oft haben sie sich auch gegenseitig gehasst, aber auf diese Weise habe ich ganz verschiedene Impulse mitbekommen.

Wir haben am Anfang über Pausen gesprochen. Das Jahr geht zu Ende. Gibt es abseits der Musik Dinge, denen du dich gerne mal widmen würdest?

Es gibt viele Sachen, die ich gerne können würde, besser deutsch und französisch zu sprechen, Tanz hat mich immer fasziniert, Ballett und Flamenco, ich wäre gerne wieder mehr in Kontakt mit der Natur, mit Tieren, Pflanzen, dem Gefühl von Erde an den Fingern. Ich möchte seit langem gerne reiten lernen, das klingt albern, ist aber so.

Könntest du dir vorstellen, für solche Dinge auch mal länger Raum und Zeit zu schaffen, ein ganzes Jahr oder so?

Ja, ich habe das Gefühl, dass ich da langsam hinkomme, ich muss damit experimentieren, schon ein freier Monat kann sich sehr dramatisch anfühlen. Mein Leben war für lange Zeit ein einziges ›Go to Gate‹. Ich bin glücklich, dass ich jetzt zu mehr Klarheit im Leben gelange. Ein anderer schöner Nebeneffekt einer längeren Pause wäre: Ich hätte endlich mal wieder richtig Zeit zu üben. Das ist etwas, mit dem ich mich die letzten Jahre nicht richtig im Reinen fühlte. Über dem Üben hing für mich immer diese Schuldwolke: ›Du hättest üben sollen! Warum hast Du nicht geübt!‹ Sie hängt da immer noch, umso drückender, je mehr der Terminplan die Routine bestimmt und man kaum noch Zeit findet, sich richtig in das Instrument zu graben. Man fängt an, etwas wie Fast Food zu konsumieren, man flickschustert hier und dort, es geht eher um ein pragmatisches Problemlösen. Aber wenn ich nicht die Erfüllung verspüre, ein Stück in seiner ganzen Tiefe zu studieren, werde ich unglücklich. Alles bleibt an der Oberfläche, man schwingt nicht mehr mit dem Kern. Ich fahre jetzt über Weihnachten auf die Malediven, das ist mein Tropen-Kokosnuss-Debüt. Auch für meine Geige, denn die nehme ich mit, um mal wieder richtig zu üben. ¶

Hartmut Welscher

... ist Herausgeber von VAN. Er studierte Development Studies, Ethnologie und Asienwissenschaften in Berlin, Seoul, Edinburgh und an der London School of Economics und arbeitete im Anschluss zehn Jahre als Berater in Projekten der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. 2014 gründete er mit Ingmar Bornholz den VAN Verlag, wo er auch als Geschäftsführer fungiert. hartmut@van-verlag.com