María Teresa Prieto wurde 1896 im nordspanischen Asturien, in Oviedo geboren. In ihrer bürgerlichen Familie herrschte ein großes Interesse an Musik, Poesie und Kunst, wie Dirigent José Luis Temes bezeugt. Prieto studierte bei dem ebenfalls aus Oviedo stammenden Komponisten und Pianisten Saturnino del Fresno Arroyo (1867–1952), der seine Studentin vor allem mit seiner Liebe zur Musik Johann Sebastian Bachs nachhaltig ansteckte.

Für die Weiterführung ihres Studiums zog Prieto nach Madrid und wurde dort von Konservatoriumsprofessor Benito de la Parra (1884–1953) unterrichtet. Hier komponierte Prieto ihre ersten Kammermusikwerke, die laut Temes noch eher »scholastischer Natur« waren. Als es in den 1930er Jahren in Spanien zu Bürgerkriegszuständen kam, eskalierten die Ereignisse besonders in Asturien. 1934 gab es dort bereits anlässlich des Bergarbeiterstreiks hunderte Tote. María Teresas Bruder Carlo holte seine Schwester nach Mexiko, wo er sich zu dieser Zeit gerade aus geschäftlichen Gründen aufhielt.

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María Teresa Prieto kam am 1. Dezember 1936 in Mexiko an, wartete auf die Klärung der Kriegslage in Spanien und erhielt unterdessen Kompositionsunterricht von Manuel María Ponce (1882–1948). Dann wechselte Prieto zu Carlos Chávez Ramírez (1899–1978), der die meisten ihrer Orchesterwerk-Uraufführungen dirigierte.

Anschließend ging Prieto in die USA, um bei Darius Milhaud am Mills College in Oakland Unterricht zu nehmen. Die Komponistin kehrte – von wenigen Kurzaufenthalten abgesehen – nie wieder nach Spanien zurück. Sie starb 1982 im Alter von 86 Jahren.


María Teresa Prieto (1896–1982)
Symphonie (»Asturiana«) (1942)

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In Gedanken verließ María Teresa Prieto Asturien jedoch nie so richtig. In mehreren ihrer programmatischen Symphonien erinnerte sie sich später an ihre einstige Heimat, so auch in der 1942 im Exil entstandenen Asturiana-Symphonie.

Mit klagenden Anklängen hebt die Symphonie an. Streicher bringen kurz ein herabsingendes Schmelzen hinein. Und auch wir schmelzen schnell dahin. Ein warmer Vorhalt, der etwaigen Schmerz aufzulösen gedenkt, eine Bassbewegung, die eine überraschende Harmonie folgen lässt; tönende Heimat, warme Sommererinnerungen, Quartvorhaltsauflösungen aus der Vergangenheit.

Erst nach eineinhalb Minuten, betritt ein klopfendes, bald fast tanzendes Motiv den Raum der Melancholie. Wir hören folkloristische Anklänge, die bald fast schon aus sich heraustreten wollen, zum wirklichen Tanz aufzuspielen sich anschicken. Aber mahnende Hornschweller sagen: »Nun halt! Höre dem Lied der Großmutter zu!« Eine Flötenlinie erscheint – und plötzlich still tremolierende Streicher. Als würde sich Dvořák an seine böhmische Heimat erinnern. Doch es ist María Teresa Prieto, die in Mexiko an ihr geliebtes Asturien denkt. ¶

... ist Konzertveranstalter, Moderator, Komponist und Pianist. Er gestaltet innovative Konzertformate, arbeitet als Musik-Satiriker, schreibt Stücke für Solist:innen und Ensembles und Texte für VAN, die Wiener Philharmoniker, die New York Philharmonics und die Bamberger Symphoniker. 2019 war er als Schauspieler an der Volksbühne zu erleben.