Maria Vespermann (später Arndts), geboren am 5. April 1823 in München, ist vor allem als Schriftstellerin bekannt geworden: Seit September 2019 gibt es im Münchner Stadtbezirk Aubing eine Maria-Arndts-Straße. Maria Vespermann war die Tochter einer Sängerin und eines Hofschauspielers. Mutter Klara Metzger-Vespermann (1799–1827) war bereits als Kind singend am Münchner Hoftheater aufgetreten und von Komponist und Gesangslehrer Peter von Winter (1754–1825), der 1798 eine »Fortsetzung« von Mozarts Zauberflöte (Der Zauberflöte zweyter Theil. Das Labyrinth) komponiert hatte, ausgebildet worden. Metzger-Vespermann wurde zu einer bedeutenden Sängerin, sang an der Mailänder Scala, an der Hofoper von Dresden – und 1822 unter anderem die Partie der Agathe in der Münchner Erstaufführung von Carl Maria von Webers Freischütz. Ihr musikalisches Talent gab sie an ihre Tochter weiter, die entsprechend früh – im positiven Sinne – musikalisch »auffällig« wurde.

Es waren vor allem Maria Vespermanns Gedichte und Dramen, die in kleinem Münchner Kreise von sich reden machten. 1844 heiratete die 21-Jährige den aus Koblenz stammenden Schriftsteller Guido Görres (1805–1852), der auch geistliche Lieder gedichtet hatte. Maria Görres bekam von ihm drei Töchter; doch Guido Görres starb bereits 1852, mit 47 Jahren. 1860 heiratete Maria Görres erneut: den in Arnsberg geborenen Carl Ludwig Arndts von Arnesberg (1803–1878), der als Jurist und Politiker eine eindrückliche Karriere machte. So wurde er 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. Er vertrat größtenteils freiheitliche Positionen, war aber bald auch Mitglied im streng päpstliche Meinungen vertretenden »Katholischen Verein«. Schon Guido Görres hatte die Historisch-politischen Blätter für das katholische Deutschland mitbegründet. So gesehen kann man mindestens von einer gewissen »katholischen Neigung« Maria Arndts sprechen, wenn es um die beruflich-politischen Herkünfte ihrer Ehemänner ging.

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Auch mag Wolfgang Amadeus Mozart – wie schon beim einstigen Lehrer der Mutter – eine wichtige Figur in ihrem Leben gewesen sein, schrieb Arndts doch unter anderem ein Lustspiel mit dem Namen Mozart als Ehestifter (1869). Über Arndts Leben als Komponistin erfährt man sonst sehr wenig. Ihre christlichen Dramen dürften wohl auch nicht mehr dem Anspruch »aktueller« Regiebestrebungen gerecht werden.

Maria Arndts verstarb am 23. Mai 1882 in München. Sie wurde 59 Jahre alt.


Maria Arndts (1823–1882)
Des Schwanen Abendlied (1847)

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Mit der Komponistin Maria Arndts hat sich offenbar noch niemand eingehend beschäftigt. Eine der Sammlung, Auflistung und Textbereitstellung von Kunstliedern gewidmete (häufig recht vollständige) Seite zählt fast 50 Lieder aus der Feder Maria Vespermanns (beziehungsweise Görres/Arndts) auf. 

Des Schwanen Abendlied (publiziert 1847) aus dem Liederzyklus Die Tageszeiten rekurriert auf einen Text ihres einstigen Gatten Guido Görres. Ähnlich einer Beschreibung eines tiefromantischen Gemäldes von Caspar David Friedrich geht es um die »stumme Nacht«, die »weite Flur«, die »dem Kirchhof gleich« stille hält. Ein Vogel sucht seine Ruh, wie – siehe die vielen Naturvergleiche in Schuberts Winterreise – der Wanderer eine schützende Herberge. Ein Rückblick auf die Jugendtage, ein Abschied – schlussendlich sich religiösem Trost hingebend: »Seele, meine Seele, blicke himmelan, sammle dich, vertraue deinem Gott dich an.«

Wilhelm Müller erwähnt in seiner Winterreise Gott nur zwei Mal überhaupt: Als derjenige, der nun einmal Liebe »von einem zum andern« wandern lässt (Gute Nacht). Und schließlich – rebellierend! – als denjenigen, den es im Grunde doch zu übertreffen gälte (Mut). Keine Spur Rebellion beim (katholischen) Ehepaar Görres, freilich. Unter Tonwiederholungen sinkt eine Linie im Klavier hernieder. Souverän lässt die Komponistin diese mit dem Gesang verschmelzen. Tritt das Frühlingsvögelchen im Text auf, so erlaubt sich auch die Musik einen kleinen tänzerischen Umschwung. Bald kommt die bislang recht introvertierte Klavierbegleitung akkordisch-vollmundig aus sich heraus – und findet wieder zu dem Tonrepetitionenanfang zurück, dabei später harmonisch durchaus ambitionierte Zonen betretend. ¶

... ist Konzertveranstalter, Moderator, Komponist und Pianist. Er gestaltet innovative Konzertformate, arbeitet als Musik-Satiriker, schreibt Stücke für Solist:innen und Ensembles und Texte für VAN, die Wiener Philharmoniker, die New York Philharmonics und die Bamberger Symphoniker. 2019 war er als Schauspieler an der Volksbühne zu erleben.