Alice Shields erblickte am 18. Februar 1943 in New York City das in tiefes Schwarz getauchte »Licht der Welt«. Shields studierte Komposition an der Columbia University in ihrer Geburtsstadt und unterrichtete im Fach Musikpsychologie an der New York University. Außerdem war sie stellvertretende Direktorin des Columbia-Princeton Electronic Music Center und Director of Development am Computer Music Center der Columbia University.
Daneben trat sie als Opernsängerin unter anderem an der New York City Opera, der Washington National Opera und bei der Clarion Music Society auf. Sie gilt als eine Pionierin der Elektronischen Musik: einer Bastion, die lange Zeit – wie die anderen Gefilde der Neuen Musik – primär von Männern dominiert wurde. Ihre Werke der 1960er Jahre, die beispielsweise die menschliche Stimme mit Tonbandzuspielung verbinden, waren absolute Avantgarde. Und neben elektronischer Musik komponierte Shields – erstaunlich genug, da die intensive Beschäftigung damit bei einigen Vertreterinnen und Vertretern hier und da zu einer gewissen Abneigung gegenüber anderen Gattungen führte – bisher zwölf Opern. Den Anfang machte Jack Dunne’s Revenge (1966). 2018 entstand zuletzt Zhaojün – The Woman Who Saved the World (das Werk wurde 2018 in New York im Rahmen einer Veranstaltung der Association for the Promotion of New Music uraufgeführt).
Ihre Kompositionen wurden und werden bei nationalen und internationalen Festivals performt und mehrfach unter anderem mit Preisen von Chamber Music America und der American Composers Alliance bedacht.
Alice Shields (* 1943)
Studie für Gesang und Tonband (1968)
Im geschichtsträchtigen Jahr 1968 entstand Alice Shields‘ Study for Voice and Tape. Ein bröckliges Rauschen kommt recht schnell auf uns zu. Dann ein Schrei. Als würde eine Bombe fallen. Das Schreien versickert. Anschließend hören wir typische Elektronik-Spratzer der 1960er Jahre. Darüber ertönt die Stimme. Ein Knallen, blubbernde Klänge, atonales »Einsingen«. Das Ganze hat Humor! Und »erzählt« eine komisch-tragische Geschichte, die angenehm an György Ligetis 1958er Komposition Artikulation für (fast) die gleiche Besetzung erinnert. ¶