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Leopold Stokowski dirige Wagner(La Repubblica / Sabato Musica)

Eins vorweg: Wagner ist nicht einfach. Man darf sich nicht davontreiben lassen lassen, muss die Sache steuern, so zum Beispiel: Erst die Zweiten Geigen, dann Sound von rechts hinten, ach nein, erst hier vorne, ja genau, jetzt! Das erste Selfie der Geschichte mit Händen und ohne Handy. Hier das zweite.


Thielemann, Philadelphia Orchestra:Wagner (Deutsche Grammophon)

Wagner liefert so viele Bilder, Themen, einen Haufen von Geschichte. Es kann manchmal strategisch von Vorteil sein, nicht schon mit der Tür (also dem Cover) ins Haus zu fallen. Christian Thielemann gelingt das sogar noch besser als Stochowski, er macht uns klar, dass (1.) es keinen Grund zur Aufregung gibt, weil er alles im Blick hat, Harmonie von Krawatte und Schal zum Beispiel (2.) der Weg zu Wagner nicht mehr an ihm vorbeiführt und (3.) er keine Lust hat, lang rumzudiskutieren, denn jetzt wird durchdirigiert.


Kollo, Hollreiser, Staatskapelle Dresden:Rienzi (EMI)

Etwas von solcher Energie könnte diese Verpackung brauchen. Es ist eine gewisse Wagner-Müdigkeit ablesbar. Der Vorteil dieser Gestaltung: Man kann wirklich die Buchstaben sehr gut erkennen und ahnt – sofern man das schwebende Gebäude nicht mit dem Festspielhaus Bayreuth verwechselt – dass es bei der Oper (rechts unten deutlich vermerkt) irgendwie um »etwas mit Olympia« geht.


Neeme Järvi, Royal Scottish National Orchestra: Wagner (Chandos)

Die Symbolwelt, in die Wagners Musikdramen eintauchen, ist vielfältig. Einige Gestalter/innen nutzen das und arbeiten mit harmonisch in Szene gesetztem Kampfgerät …


Gerard Schwarz, Seattle Symphony:Wagner, Vol 3 (Delos)

… mit Naturmotiven und Geschirr …


Leopold Stokowski, London Symphony Orchestra:Wagner ohne Worte (RCA)

… zum Beispiel Pfannen oder …


Edo de Waart, Netherlands Radio Philharmonic:Tristan und Isolde. An orchestral passion (RCA)

äh … – … Helmen.


Placido Domingo, Nina Stemme, Antonio Pappano,Royal Opera House: Tristan und Isolde (EMI)

Gerade, wo die innere Vorstellungskraft vieler Menschen blasser wird, kann ein Wagner-Cover alles mögliche rüberbringen. Und wenn man es zerschneidet, hat man gleich ein Daumenkino.


Elder, Rickenbacher, London Philharmonic Orchestra:Best of Wagner. Walkürenritt (EMI)

Irgendwie seltsam, mag man hier denken, ungewöhnliche Idee, oder auch: Regietheater. Das Blöde ist nur, blöder EMI-Marketingmann, dass ein Plattencover weniger Kontext als ein Kinofilm hat. Deshalb ist es auch egal, ob Apocalypse Now ein Kriegs- oder ein Antikriegsfilm ist. Was übrig bleibt, ist die Bundeswehrwerbung.


Paul Paray, Detroit Symphony Orchestra:Richard Wagner (Mercury)

Diesen dumpfen Männerblödsinn kontern wir mit Sensibilität, tiefem Gefühl, stiller Leidenschaft. Eine Zeichnung, die die Kinderbücher der 1970er Jahre vorwegnimmt, eine Zeit, in der es ok war, ein Kind zu sein. Eine Zeichnung, die sagt: Riesen sind nur halb so groß, oder auch: It’s only Richard Wagner, but I like it. ¶