Komponist* Stellan Veloce mit 7 Geheimtipps und einem in Teilen imaginären Festival.
Stellan Veloce stammt aus Sardinien, lebt mittlerweile in Berlin und ist Komponist* und Performer*. Außerdem sitzt er* regelmäßig auch mit seinem Cello auf der Bühne, mal mit Bands aus dem Popmusikbereich, mal mit freier Improvisation, und ist Mitbegründer* von YES, einer Online Plattform mit eigenem digitalem Verlag. Für VAN entwirft er* hier das Programm eines imaginären Festivals, auf das er* selbst gerne gehen würde – und bewegt sich damit nur zum Teil in der Welt der Fiktion: Beim von ihm* mitgeplanten und im September im Agora-Center in Berlin stattfindenden YES-Fest werden Jessie Marino, Neo Hülcker, Yiran Zhao und Marcela Lucatelli mitwirken.
Marta Forsberg: To All Frequencies I Can Not Sense for Quartet
Marta Forsberg ist eine schwedische Geigerin und Komponistin. Ihre vom Drone beeinflusste Musik wird häufig zusammen mit sehr wirkungsvollen Lichtinstallationen aufgeführt – sie arbeitet in beiden Bereichen sehr präzise. Dabei kommen dann kontemplative Stücke heraus, die bis ins Kleinste ausgestaltete klangliche Landschaften entwerfen und das Kunststück vollbringen, komplex und einfach zugleich zu klingen.
Ich habe Marta Forsbergs Musik 2014 beim Sonic Festival in Kopenhagen kennengelernt. Der Komponist Hampus Norén hat ein Stück von ihr gespielt und erstmal so getan, als wäre es von ihm. Auf das Stück folgte ein Überblick über die Programme der schwedischen Konzerthäuser, in denen Komponistinnen unglaublich unterrepräsentiert sind. Das Ganze war eine Protestaktion, um zu zeigen, dass auch bei dem Festival viel zu wenig Frauen eingeladen waren.
Marta gehört zum Konstmusiksystrar-Kollektiv und setzt sich sehr aktiv für mehr Gleichberechtigung innerhalb der Szene der zeitgenössischen Musik ein.
Ellen Arkbro: For organ and brass
Auch Ellen Arkbro lebt in Schweden, in Stockholm. Sie schreibt vor allem längere Stücke, in denen die Intervalle rein intoniert werden. In diesem Stück für Orgel (in dieser Aufnahme eine Scherer-Orgel von 1624) und Blasinstrumente stehen vor allem Septim-Intervalle im Zentrum, das gibt dem Stück wahrscheinlich dieses etwas Blues-artige.
Den Bläser-Part übernimmt hier das Ensemble Zinc & Copper, mit Robin Hayward an der Tuba, Elena Kakaliagou am Horn und Hilary Jeffery an der Trompete.
Marcela Lucatelli: Phew!
Marcela Lucatelli ist eine in Brasilien geborene und mittlerweile in Dänemark lebende Vokalistin und Komponistin. Was sie mit ihrer Stimme macht, ist wirklich beeindruckend. Als ich sie das erste Mal hörte, dachte ich: Das klingt wie eine Mischung aus James Brown und Diamanda Galás, mit nur dem Besten von beiden.
Bei Phew! außerdem dabei: Marcos Campello an der Gitarre und Marcio Gibson am Schlagzeug.
Jessie Marino: Rot Blau
Rot Blau habe ich zu Beginn meines Studiums in einem Workshop an der Universität kennengelernt. Damals fing ich erst an, mich für Musiktheater zu interessieren. An diesem Stück hat mich beeindruckt, dass es sehr virtuos und trotzdem so gewitzt und originell ist.
Neo Hülcker: ASMR * contemporary music ensemble * [tapping] [scratching] [brushing] [whispering]
Neo Hülcker gehört zu meinen Lieblings-Komponierenden. Ich mag seine/ihre Art, mit Klängen umzugehen und wie er/sie die Autonomous Sensory Meridian Response-Ästhetik, eigentlich ein Internetphänomen, auf die Bühne bringt, ohne die ursprünglichen Ideen dieser online-Bewegung aus den Augen zu verlieren.
Yiran Zhao: SHH
Vor einiger Zeit hat Yiran dieses Stück für mich performt, oder sollte ich besser sagen: auf mir? Ich fand es großartig. Ich liebe eins-zu-eins-Perfomances und die Intimität von Stücken, die nah am oder direkt auf dem Körper der oder des Zuhörenden gespielt werden.
Christina Kubisch: Electrical Walks
Christina Kubisch ist ein Genie – ich weiß gar nicht, was ich sonst noch sagen soll… Ihre Electrical Walks haben meine Art, Wellen, Schwingungen und generell den Klang meiner Umgebung wahrzunehmen, völlig verändert. ¶