Aus dem Plattenschrank eines Chor-Kenners.

Text Moritz Puschke · Titelbild © Joanna Scheffel · Datum 4.9.2019

Moritz Puschke rief 2011 als Geschäftsführer des Deutschen Chorverbandes die chor.com, die in diesem Jahr vom 12.–15. September in Hannover stattfindet, ins Leben. Er ist außerdem seit diesem Jahr Künstlerischer Leiter des Festivals ION – Musica sacra Nürnberg, Moderator, Dozent, Redakteur und Sänger im Alsfelder Vokalensemble und im Bremer Domchor. VAN verrät er, welche Playlist ihn bei der chor.com-Vorbereitung begleitet.

Heinrich Schütz: Psalmen Davids, Lobe den Herren meine Seele SWV 39

Dresdner Kammerchor, Hans-Christoph Rademann

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Schütz ist für mich die DNA der Chormusik. Ohne Schütz kein Bach. Die Psalmen Davids liebe ich besonders in ihrer Virtuosität und ihrer Klangpracht. Die italienischen Einflüsse sind deutlich zu hören.

Johann Sebastian Bach: Johannespassion, Ach Herr, lass´ Dein lieb Engelein

Chor des Bayerischen Rundfunks, Peter Dijkstra

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Bachs Choräle sind alle meisterhaft, dieser hier ist der unglaublichste und berührendste. Eigentlich könnte nach Ruht wohl schon Schluss sein mit der Johannespassion (wäre es vermutlich bei vielen anderen Komponisten auch), aber Bach setzt diesen Choral noch obendrauf – immer wieder unfassbar!

The Beatles: A day in the life

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Die Beatles sind meine Passion seit der Ermordung John Lennons. Ich sah meine Mutter bei der Tagesschau weinen, als die schreckliche Nachricht gebracht wurde. Daraufhin wollte der 9-jährige Moritz mehr über den Typen wissen, der seine Mutter so traurig machte. Ich bin dann tief eingetaucht in die Beatles-Materie, habe seit fast 20 Jahren eine Beatles-Tribute-Band und konzipiere und veranstalte seit ebenso langer Zeit diverse Veranstaltungen und Konzerte zu dem Thema. A day in the life, das Schlusstück von Sgt. Pepper, markiert für mich den kreativen Höhepunkt ihres Schaffens.

Pink Floyd: The Great Gig In The Sky

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Richard Wright, der Keyboarder von Pink Floyd, hat mich mit seinem minimalen Spiel sehr inspiriert. Hier sehr schön zu hören. Vom Album »Dark Side of the Moon«, welches in jede Plattensammlung gehört!

Radiohead: Creep

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In den vom Synthie-Pop dominierten 80ern war ich mit meiner Liebe zu den Beatles, Pink Floyd und Bach eher ein akzeptierter Außenseiter. Umso glücklicher war ich, als zu Beginn der 90er mit Nirvana, Oasis, Blur und Radiohead auf einmal wieder Bezüge zu den 60er und 70er-Jahren in waren und eigenständig weiterentwickelt wurden.

Claudio Monteverdi: Nisi dominus aus der Marienvesper

Nederlands Kamerkoor, René Jacobs

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Ähnlich wie Schütz ist Monteverdi für mich ein »Godfather« der Chormusik. Ohne ihn geht gar nichts. Seine Musik ist immer revolutionär, hat einen unglaublichen Groove und Virtuosität gleichermaßen.

Spoon: I Ain´t The One

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Diese Band habe ich erst 2017 entdeckt und ihre LP »Hot Thoughts« ist großartig. Wer auf verfremdete Vocals, ein gutes altes Wurlitzer E-Piano, elektronische Klänge und pulsierende Basslines steht, sollte sie sich schnell zulegen. Auch live sehr zu empfehlen!

Dave Brubeck: Blue Rondo à la Turk

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Im Studium hatte ich noch Zeit für das Klavier – mein Hauptinstrument – und konnte Nummern wie diese spielen. Das Resultat von über 20 Jahren Kultur- und Konzertmanagement: Ich bin, zumindest was die linke Hand angeht, eingerostet. Für Beat und Rock´n´Roll reicht´s aber noch!

Felix Mendelssohn Bartholdy: Elias, Denn er hat seinen Engeln

Kammerchor Stuttgart, Frieder Bernius

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Das Stück begleitet mich mein ganzes Leben. Als Sohn eines Pfarrers wuchs ich damit auf und ich wunderte mich als kleines Kind immer, warum bei dieser Nummer alle so gerührt waren. Mittlerweile geht es mir genauso, zumal wir Text-Zitate daraus für die Geburtsanzeigen unserer Kinder verwendet haben. »Dass sie Dich behüten auf allen Deinen Wegen…«

Aus dem Plattenschrank eines Chor-Kenners: Moritz Puschkes Playlist in @vanmusik.

Josef Rheinberger: Abendlied

Alsfelder Vokalensemble, Wolfgang Helbich

Mittlerweile ein Mega-Hit in der Chorszene, dabei ist es keine 50 Jahre her, als der Dirigent Wolfgang Helbich es wiederentdeckte und mit seinem Alsfelder Vokalensemble 1973 auf deren Debut-LP der Öffentlichkeit zugänglich machte. Lustige Anekdote: Die Hörer*innen waren völlig geplättet und jede*r wollte das Stück aufführen. Es gab aber keine Noten, da Helbich es aus einer alten Partitur aufführte, die er in der Berliner Staatsbibliothek gefunden hatte. Da einige Soprane bei der Aufnahme krank waren, spielten sie das Abendlied nicht in F-Dur, sondern einen Halbton tiefer. Schnell zirkulierten in Deutschland lustige Abschriften in Fes-Dur… Bei der hier zu hörenden Aufnahme ist alles OK, außerdem singe ich mit. ¶