Post-Präsidentschaftswahl-Blues, Leonard Cohen, alles ist vergänglich.
Die Bang on a Can All-Stars bezeichnen sich selbst als »eigenes Genre«. Jetzt sind sie wieder auf Europa-Tour, spielen auf Kampnagel in Hamburg (beim Greatest Hits Festival), außerdem in Brüssel, und der Villa Musica in Mainz. Das Programm ist mal wieder eine Setlist der neuen/Neuen Musik, wie sie in dieser Zusammenstellung nur aus Brooklyn, New York City, kommen kann. Die Playlist geht noch ein bisschen weiter in populäre Gefilde. Dies ist der post-election blues, die Introspektive mit den Mitteln der Mikrotonalität, die Erkenntnis von der Wandelbarkeit und Vergänglichkeit des Irdischen.
Festival USA – ein Themenschwerpunkt. Präsentiert vom Konzerthaus Berlin

Vom 16. bis zum 26. Februar goes Gendarmenmarkt Broadway. Das Konzerthaus Berlin feiert die Musik der USA; Broadwayshows, Filmmusiken, Minimal Music und Jazz. Wir präsentieren passend zum Programm vier Artikel über Komponisten, Pioniere und Klangkörper.
Ashley Bathgate (Cello)
Anohni, If It Be Your Will (aus dem Dokumentarfilm I’m Your Man; im Original ist das Stück von Leonard Cohen)
Der Song begleitet mich schon immer, meistens kommt er wieder dann zum Vorschein, wenn ich extrem glücklich oder extrem traurig bin. Ein Freund, der wie ich Leonard Cohen sehr verehrt zeigte mir das Stück, und ich hatte es noch nie gehört, nicht mal im Original von Cohen. (Anohni kannte ich auch noch nicht.) Das hier ist immer noch meine Lieblingsversion, so verletzbar, so wahrhaftig. Sie war das erste, wonach ich griff, als ich in der letzten Woche die Nachricht von Leonard Cohens Tod gehört habe, dem Tag nach der Präsidentschaftswahl, die mich wie so viele andere mit einem angebrochenen Herzen und sprachlos machte. (Manche Musiker haben einfach dieses Timing; als ob er etwas wusste, das wir noch nicht wissen.) Jedenfalls hatte ich immer das Gefühl, dass Cohen die größeren Zusammenhänge erfasste und keine Not verspürte, die Dinge in der Art zu hinterfragen, wie wir das tun. Er erinnerte uns daran, dass alles, was wir tun, Schönheit, Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit besitzt.
Mark Stewart (Gitarre)
Harry Partch, And On The Seventh Day Petals Fell In Petaluma; Gate 5 Ensemble
Gerade höre ich viel mikrotonale Musik – Musik, die Intervalle nutzt, die für die meisten von uns ungewöhnlich, ungewohnt klingen. Die Konsonanzen und Dissonanzen die da auftauchen, sind für uns neu; und sie sind offen für scheinbar endlose Entdeckungen. Dieses Stück von Harry Partch ist zeitlos: Es würde willkommen – mysteriös – erhebend – schön sein, egal ob es vor 2.000 Jahren oder erst in 500 Jahren geschrieben sein würde. Das Rituelle in den Klängen und ihrer Darbietung bringt mich zu einem Platz, an dem ich komtemplativ, offen bin. Was daran neu ist? Das was du in dir selbst entdeckst – die Musik lässt das Neue in dir zu.
Ben Johnston, String Quartet No. 2; Composer Quartet
Außerdem höre ich viel Musik von Ben Johnston. Fühl diese Intervalle, schwelge darin.
David Cossin (Perkussion)
Leonard Cohen, You Want It Darker
Mir ist in den letzten Wochen Cohens neue Single You Want It Darker nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich habe Cohen eigentlich immer eher gehört, weil Freunde von mir so begeistert von ihm waren. In der letzten Zeit habe ich über ihn gelesen, und nun, wo er verstorben ist, bekommt dieser Song einen zusätzlichen Widerhall. Ich singe ihn die ganze Zeit. Ich liebe es, wie diese Stimme aufgenommen ist. Du kannst die Jahre auf diesem Planeten hören und das Wissen darum, dass alles ein Ende haben wird.
Vicky Chow (Piano)
James Blake, The Colour in Anything (Album)
Erst habe ich gezögert, verglichen mit den früheren Veröffentlichungen schien mir diese Platte ein bisschen sehr düster zu sein, weniger energetisch, abstrakter, nachdenklicher. The Colour in Anything scheint auch jetzt, nach den Wahlen, besser zu passen. Es gibt da eine tieftraurige Ader, die durch die Musik fließt – aber die mahnt auch an unsere Stärke und ermutigt uns weiterzumachen.
Florence and The Machine, Dog Days Are Over
Das ist das Originalvideo, bevor der Song groß wurde. Ich war enttäuscht, als sie das Video eine Zeit lang runter von Youtube genommen hat und dann ein neues, aufwendigeres Video machten, das mehr auf Massenkompabiltität ausgerichtet war. Das Original gefällt mir besser: es fühlte sich sehr real, sehr menschlich an. In der Beschreibung steht, dass sie einen ganzen Sommer in Clown-Kostümen auf Festivals rumgerannt sind und dann dieses Video gemacht haben. Wann immer ich eine kleine Aufheiterung brauche, dann dreh ich das hier voll auf und singe, so laut ich kann.
Ryoji Ikeda, Headphonics 0/0
Noch ein Stück zum laut hören. Nimm dir gute Kopfhörer und dreh auf!