
Ein zweiter Blick auf Plattencover. In dieser Ausgabe: Draußen in der Natur
Lara St. John – Bach: The Six Sonatas & Partitas For Violin Solo

»Nicht Bach – Meer soll er heißen!» Beethovens Zitat liefert ein einfaches, starkes Coverkonzept. Doch gerade als alles stimmte, die Pose, das Licht, der Leuchtturm-Name der Künstlerin, ihr Blick und die verwegenen Haare; da musste die Coverdesignerin Ondine Bue erfahren, was Ebbe bedeutet. Und sie verstand: Es wird nicht besser, wir drücken jetzt ab. Kein Fels in der Brandung – ein Don Quixote mit Geige.
Buddy Collette’s Swinging Shepherds

Vier »Schäfer» und keine Schafe. Dafür Namen, die wir uns gerne auch geben würden: Buddy Collette, Bud Shank, Paul Horn, Harry Klee. Kutten, Blicke, ein letzter Jam auf der Flöte. Irgendetwas geht hier vor sich. Gleich müsste ein Joint auftauchen. Oder ein Raumschiff.
Khatia Buniatishvili – Franz Liszt

Buniatishvili von Franz Lisztkhatia, soviel ist im Dunkeln geblieben über dieses Werk. Unbekannte Schöne, wir zögern: Deine Augen sagen: Schau mich noch eine Sekunde länger an und aus deiner Liebe wird ein kopfloses Schwarz, wisse, unter meinem Rock ist neben dem … also da ist Platz für niemanden anders. Ein Schmerz, ein Nebel, die Welt steht still in diesem Garten.
British works for cello and piano

Cool Britannia. Nur die beflissene Typo unterscheidet dieses Motiv von einem frühen Pink-Floyd-Cover. Das Schaf heißt übrigens Lucy.
Thielemann – Schumann Symphonies

Ein Bild der Kontraste: Denkerpose und Hirni-Blick. Birkenwald-Tarnweste vor Nadelbäumen. Irgendwie funktioniert hier gar nichts, die Armablage ist wahrscheinlich aus Pappmaché.
Michael Tilson Thomas – Villa-Lobos: Alma Brasileira

Wer ein neueres Foto von Michael Tilson Thomas beguckt, sieht Weisheit, Heiterkeit, tiefe Milde. Inmitten der Tropical-Ästhetik aus den 90ern möchten wir Ihren Blick auf die Mundwinkel des Dirigenten lenken. Er ist da, wo wir gerne wären, das weiß er und das wissen Sie. New. World. Symphony.
Karajan – Grieg / Sibelius

Ein sehr spätes Bild von Karajan auf dem posthum erschienenen Album, wahrscheinlich aus den 80ern, der Epoche des blanken Materialismus. Damals zählte ein Dirigent soviel wie ein Apotheker oder ein Börsenmakler. Der Altmeister scheint isoliert, gram und gleichgültig. Es sollte um die Musik gehen, aber für Euch zählen nur die Namen, es sollte ums Meer gehen, aber ihr seht nur das Boot.
Angela East – Bach: The Cello Suites

Dann doch lieber so: Eine Handyaufnahme der Künstlerin, die herausgerissene Prospektseite eines Saunaherstellers, Microsoft Word für die Bildbearbeitung und ein Faible für Game of Thrones – mehr braucht es manchmal nicht. Wir würden uns nicht wundern, wenn die Musik vom Label »Red Preast Recordings» mit dem Kassettenrecorder aus dem Radio mitgeschnitten wurde, um dann auf einem kasachischen Schwarzmarkt vertickt zu werden.
Bryn Terfel – Homeward Bound

Ja ja! Ich weiß schon: Romantik, Der Wanderer, Tiefsinnigkeit, Sehnsucht der Seele … aber dann soll der Beleuchter da drüben doch einfach mal mit seinen Grimassen aufhören.