Datum 23.8.2017

Im Dialogo della musica antica et della moderna ergreift Vincenzo Galilei (nicht der Galiei, sondern dessen Vater) 1581 Partei für eine Moderne in der Musik. Zu Herzen genommen hat sich das Monteverdi, ein Zeitgenosse des berühmten Sohnes. Auch das Musikfest Berlin sucht vom 31.8. bis zum 18.9.2017 unter diesem Motto den Dialog des Alten mit dem Neuen. 450 Jahre Monteverdi werden gefeiert, aber auch der 100. Geburtstag des deutsch-koreanischen Komponisten Isang Yun. Im Dialog befindet sich auch VAN – mit drei Dirigenten und einer Komponistin des diesjährigen Musikfests. Die Gespräche präsentieren wir hier in Kooperation mit dem Musikfest Berlin zum Nachlesen und Einschwingen.

Sir John Eliot Gardiner

Sir John Eliot Gardiner, der Monteverdi Choir, das Orchester der English Baroque Soloists und zahlreiche Gesangssolist*innen bringen zum Monteverdijahr eine halbszenische Neuproduktion seiner Opern. »Wir spielen die drei Opern als Zyklus«, sagt Sir John, »weil wir das Publikum auf eine Reise mitnehmen möchten – von der Schäferidylle zum höfisch-städtischen Leben, vom Mythos zur politischen Historie, von der Unschuld zur Korruption, von einem Mann, mit dem die Götter ihr Spiel treiben, über einen Helden, der sich nicht von seinen menschlichen Leidenschaften befreien kann, bis zum Doppelporträt eines wahnsinnigen Liebespaares, dessen Ehrgeiz und Lust völlig außer Kontrolle geraten sind.« Zu hören ist L’Orfeo am 2.9., Il ritorno d’Ulisse in patria am 3.9. und L’incoronazione di Poppea am 5.9. Über Politik und Musik, Monteverdi und Bach spricht Gardiner im VAN-Interview.

Daniele Gatti

»Heute sind wir Interpreten. Wir interpretieren Oper! Damals wurde Oper einfach gespielt!«, so zieht Daniele Gatti im VAN-Interview den Vergleich zwischen Aufführungen im 17. Jahrundert und heute. Nicht ganz so weit zurück geht das Programm, das Gatti am 6.9. mit dem Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam beim Musikfest – spielt? interpretiert? Das Konzert beginnt mit der Ouvertüre zu Euryanthe von Carl Maria von Weber. Gemeinsam mit dem Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam musiziert hierbei das Nationale Bundesjugendorchester Deutschland. Es folgen Rihms IN-SCHRIFT für Orchester und Bruckners Neunte.

Teodor Currentzis

Der Dialogo della musica antica et della moderna konzentriert sich beim Konzert von MusicAeterna und Solist*innen am 7.9.: Hildegard von Bingen, Igor Strawinsky, Henry Purcell, Alfred Schnittke, Sergej Tanejew, György Ligeti, Knut Nystedt, Wolfgang Amadeus Mozart. Und dann auch noch unter der Leitung von Teodor Currentzis – Musik am Rande der Reizüberflutung. Allen, die dem nicht völlig unvorbereitet begegnen wollen, sei neben der Konzerteinführung Hartmut Welschers Blick auf und hinter den Currentzis-Effekt empfohlen.

Rebecca Saunders

Orpheus wandelt beim diesjährigen Musikfest gleich doppelt durch die Unterwelt: Einmal in der gleichnamigen Monteverdi-Oper am 2.9. und ein zweites Mal in Harrison Birtwistles 26 Orpheus Elegies im Konzert am 9.9. Auch eine Musikfestjunkies bereits aus der Monteverdi-Oper am 3.9. bekannte Figur irrt in diesem Konzert herum: Odysseus – zumindest im übertragenen Sinne – in der Uraufführung von Rebecca Saunders’ Yes, einer räumlichen Performance für Sopran, 19 Solist*innen und Dirigent nach dem letzten Kapitel aus Ulysses von James Joyce. Es musizieren das Ensemble Musikfabrik, Donatienne Michel-Dansac und Andrew Watts. Die Komponistin und ihre Werke sind beim Musikfest außerdem bei einem weiteren Konzert des Ensemble Musikfabrik mit 15 Solostücken am 10.9. und im Gesprächsformat Perspektivwechsel, ebenfalls am 10.9., zu erleben. Auch in VAN spricht Rebecca Saunders: Über ihre Instrumente, Techno-Berlin, magische Orte.