Ethel Smyth war von dem Kompositionsunterricht, den sie am renommierten Leipziger Konservatorium erhielt, freundlich gesagt: unterwältigt. Smyth hatte Lust auf Inhalte, das Lernen von Neuem, Fleiß. Sich tagein tagaus allein im Kämmerlein über Notenpapier zu beugen, kam für sie jedoch nicht in Frage. Stattdessen nahm Smyth sich neben ihren extrem anspruchsvollen Studien Zeit, entschieden – […]
Schlagwort: Musik & Politik
Sein oder Nichtsein
Auf dem Dach des Nationaltheaters in München weht zur Zeit die ukrainische Flagge. Nachts hüllt sich das Opernhaus in blau-gelbes Licht. Nichts Besonderes, in Hochkulturkreisen. Womit aber die Frage, was Kunst und Künstler ausrichten könnten gegen den ungerechten Krieg und ob es eventuell auch einen gerechten gibt, keineswegs beantwortet ist. Eine Oper ist eine Oper […]
»Eine traurige Schar von Nachkommen Kains«
Am 24. Februar 2022, kurz nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine, begannen wir in VAN Statements zu sammeln von russischen Musiker:innen, Dirigenten und Komponisten, die sich gegen den Angriffskrieg stellten. Ein Jahr später haben wir bei einigen von ihnen nachgefragt, wie der Krieg ihr Leben verändert hat, welche Konsequenzen die politische Positionierung nach […]
»Jetzt entdecke ich die Ästhetik der Passionen von Bach und der ›Kindertotenlieder‹ von Mahler.«
In einer Zeit vor dem 24. Februar 2022 leitete Serhiy Lykhomanenko als Dirigent das MASO »Slobozhansky« Symphonieorchester aus Charkiw und das Eclectic Sound Orchestra aus Kyjiw. Jetzt steht er im 5. Regiment der ukrainischen Streitkräfte der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit vor. »Im Moment befinden wir uns im Epizentrum der Kämpfe in der Nähe der Stadt Bachmut«, […]
»Nacktes Überleben ist nicht genug. Man muss auch für etwas leben.«
Kateryna, die neue Oper des ukrainischen Komponisten Alexander Rodin, sollte eigentlich Ende März 2022 in Odessa uraufgeführt werden. Dann marschierte Russland völkerrechtswidrig in die Ukraine ein und das Opernhaus in Odessa musste vorübergehend schließen. Allen Widrigkeiten und Grausamkeiten zum Trotz wurden die Proben im Sommer wieder aufgenommen. Premiere feierte die Inszenierung von Oksana Taranenko am […]
»Am meisten schäme ich mich dafür, dass wir nichts verändert haben.«
In Zeiten berechtigter Wut über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine verliert man bisweilen aus den Augen, dass es auch im heutigen Russland noch Anstand und Mut gibt. Am 23. Februar 2022 schrieb die Pianistin Polina Osetinskaya auf Facebook: »Aktuelle Stimmung: Das Gesicht in den Kissen vergraben, um diese Realität nicht zu sehen, und dann […]
Finstere Zeiten, weiches Lächeln
Musik spielte in der Entstehung der Werke Bertolt Brechts eine erhebliche Rolle. Oft schwebten ihm beim Dichten bestimmte Melodien vor. Dies prägte dann auch wiederum die Rezeption – denn die größte Wirkung erzielten Brechts Texte in Verbindung mit Musik. Bertolt Brecht: Das Lied der Seeräuber-Jenny (Urfassung) Carola Neher, Gesang Der junge Bertolt Brecht trat in […]
»Man hat Angst, Freundinnen und Freunde zu fragen, wie es ihnen geht.«
Am 26. November gastierte das Youth Symphony Orchestra of Ukraine (YsOU) unter dem Motto »A Night for Ukraine«, unterstützt vom Goethe-Institut und dem Bundesjugendorchester, im Konzerthaus Berlin. Während der Veranstaltung war der ukrainische Patriotismus durch blaue und gelbe Lichtprojektionen auf der Rückseite der Bühne und »Sláva Ukraini, Heróyam sláva!«-Rufe während des Applauses immer wieder spürbar. […]
»Für manche Beobachter zählt nur das als Kultur, was sie von zu Hause kennen.«
Seit anderthalb Wochen läuft die Fußball-WM in Katar. Noch nie zuvor wurde über ein internationales Sportevent in Deutschland so negativ berichtet. In Medien und Sozialen Netzwerken wird Katar für seinen Umgang mit Wanderarbeitern, der LGBTQ-Gemeinschaft und Frauen hart kritisiert. In die Kritik mischen sich dabei auch kulturelle Ressentiments und ein grundlegendes Unverständnis – oder Desinteresse […]
Raus aus dem Schlamassel
Von »Wiedergutmachung« kann sowieso keine Rede sein. Das Wort wird automatisch zum Euphemismus, wenn man es anwendet auf die im »Tausendjährigen Reich« angerichteten Verheerungen. Zu viele Dichter, Musiker, Maler, Film- und Theaterleute wurden in der nur zwölf Jahre andauernden nationalsozialistisch kontrollierten Regierungszeit mundtot gemacht. Ins Exil oder in den Tod getrieben, die Karrieren gekappt und […]