Nachdem ein Schornstein mich, in einer Hängematte sitzend, wortwörtlich erschlagen hatte, kam ich im Juni 2021 mit einem lebensbedrohlichen Polytrauma auf die Intensivstation. Nur wenige Tage zuvor hatte ich erfolgreich mein Master-Studium abgeschlossen, eine Akademie- Stelle beim Frankfurter Opern-und Museumsorchester gewonnen und direkt auch eine Wohnung am neuen Arbeitsort gefunden. Im Angesicht größter Schmerzen, Todesangst und Wirbelsäulen-Verletzungen erschienen mir sämtliche Fragen nach meiner zukünftigen Erwerbsfähigkeit als Cellistin zunächst wie ein schlechter Witz. An ein Nachdenken über die Weiterführung meines, bis dato, Traumberufs war in den ersten Tagen und Wochen meiner gesundheitlichen Situation nicht zu denken. Mein Start im Opernorchester wurde vorerst um ein Jahr verschoben. Nach mehreren Monaten Physio- und Psychotherapie, Rehabilitationsmaßnahmen und dem Wieder-Kennenlernen meines eigenen Körpers begann ich in Babyschritten mit dem Cello-Üben. In Häppchen von täglich fünf Minuten versuchte ich mühsam wieder aufzubauen, was ich in 21 Jahren vor meinem Unfall am Instrument kultiviert hatte. Während die Finger-und Bogentechnik am Cello recht schnell wiederkam, entpuppte sich das Sitzen über längere Zeit als scheinbar unüberwindbare Hürde. Es folgten kleine Versuche mit Mini-Kammermusik-Proben im privaten Rahmen. Mal 15, irgendwann auch bis zu 45 Minuten lang. Ein langsamer, aber stetiger Trend der Verbesserung war für mich spürbar. Sieben Monate nach dem Unfall spielte ich zum ersten Mal eine Probe als Aushilfe beim Rundfunkorchester. Ein großer Schritt, den ich mit hoher Schmerzmittel-Dosierung ging, um den Stand der Dinge auszutesten. Es war eine wahnsinnige Quälerei, aber die Freude darüber wieder auf der Bühne zu stehen und nicht zuletzt das begeisterte Feedback vieler Mitmenschen über mein mutmaßliches Comeback trieben mich an. Für ein paar Wochen im Frühling 2022 genoss ich die Illusion, dass alles »schon wieder werden« würde. Im April musste ich mich dann einer erneuten großen Operation unterziehen. Es erfolgte die Materialentnahme aller Titanplatten und Schrauben aus meiner Wirbelsäule, dem linken Schlüsselbein und dem Brustbein.

Neben all dem, das ich und mein Körper wieder können, bin ich jeden Tag aufs Neue mit Dingen konfrontiert, die im Vergleich zu meinem unversehrten Körper nicht mehr funktionieren, wie die Unvorhersehbarkeit: morgens aufzuwachen und nicht zu wissen, ob ich heute in der Lage sein werde, für zwanzig Minuten oder bestenfalls ein paar Stunden zu arbeiten. Chronischer Schmerz im Bereich der Wirbelsäule, starke Erschöpfungszustände und Auswirkungen meiner posttraumatischen Belastungsstörung (unter anderem flashbacks) sind weiterhin Teil meines Alltags. Trotzdem ziehe ich vier Monate vor Beginn der Orchesterakademie nach Frankfurt. Beim ersten Dienst im Opernorchester darf ich unerwartet direkt mit am ersten Pult sitzen. Nach anfänglicher leichter Nervosität inmitten unbekannter Gesichter setzt schnell mein Cello- Körpergedächtnis ein. Alles ist für einige Minuten im Flow, fast, als wäre ich nie weg gewesen, bis schließlich der Schmerz im oberen Rücken einsetzt. Das überrascht mich zwar nicht, aber macht es ungleich schwieriger, sich weiter auf die Probe zu fokussieren, weil der Schmerz das Durchatmen schwer macht. Nach der Devise »es gibt keinen zweiten ersten Eindruck« beschließe ich aber trotz weniger Luft und Schmerz den weiteren Probenverlauf durchzustehen. Es ist hart an der Grenze des Aushaltbaren.

Nach nur eineinhalb Wochen Dienst weiß ich dann, wie der Hase läuft. Es gibt kaum Doppel-Dienste, wie ich das vom Rundfunkorchester gewohnt war. Dafür Schichtdienst. Morgens und Abends, Proben und Vorstellungen im Wechsel. Der Nachmittag ist meistens frei, für mich ist er zum Schlafen da. Dreistündige Pausen für Mittagsschlaf haben sich bei mir nach ein paar Tagen etabliert, da sie die einzige Lösung zu sein scheinen, um meinen Rücken vom Schmerz zu entspannen und überhaupt in der Lage zu sein, abends zum Dienst zu erscheinen. Das gilt auch dann, wenn ich den Vormittag nur mit einer kurzen Yoga-Einheit, Spazieren gehen oder Physiotherapie verbracht habe. Wegen der Dienstzeiten und meiner körperlich notwendigen Mega-Naps ist aber nun keine Zeit mehr, um Cello zu üben. Was für meinen früheren unversehrten Musikerinnen-Körper selbstverständlich war – zwischen zwei Proben Übezeit einzuplanen, um vorbereitet zu sein und keine Kompromisse bei der cellistischen Qualität machen zu müssen – ist nun nicht mehr drin. Mein Rücken hat jetzt eine Halbwertszeit. Freie Tage gibt es natürlich auch, aber an ihnen bin ich vollkommen groggy und gehe vom Pilates zur Physio zur Akupunktur in die Sauna. Zeit für Privates: Fehlanzeige.

Als ich nach einigen Diensten im Orchesterprobenraum zum ersten Mal im Orchestergraben spiele, fällt es mir zunächst schwer, mich dort zu akklimatisieren. Es ist dunkel, wenig Platz und sehr warm. Am Abend einer Puccini-Vorstellung komme ich so gut präpariert wie möglich zu meinem Platz. Meinen angepassten Hörschutz habe ich dabei, bin aber noch nicht besonders trainiert darin, ihn an den richtigen Stellen zu nutzen. Es ist ein Drahtseilakt, die extrem lauten Stellen zu kennen, dafür den Hörschutz zu verwenden, ihn aber bei leisen, sehr hörbaren Kantilenen herauszunehmen, um die Intonation innerhalb der Cellogruppe nicht zu gefährden. Genau diese Balance gelingt mir in der ersten Vorstellung noch nicht. An lauten Stellen habe ich den Hörschutz nicht schnell genug parat, halte mir manchmal panisch die Ohren zu. Für den Opern-Tod eines Protagonisten sind zwei Pistolenschüsse auf der Bühne geplant, welche deutlich im Notenmaterial markiert sind, damit man sich auf sie einstellen kann. Die beiden Schüsse sind aber ausgerechnet in dieser Vorstellung aus unerfindlichem Grund zehn Mal lauter als in der Probe. Andere Kolleg:innen erschrecken ebenfalls und sehen verärgert aus. Mich aber haut es vollkommen um. Kalter Schweiß, Herzrasen und Todesangst überwältigen mich. Ich habe Panik, während der laufenden Vorstellung vom Stuhl zu fallen. Eine Horrorvorstellung. Darauf war ich nicht gefasst. Im Alltag bin ich nämlich zu dieser Zeit schon wieder recht souverän bei plötzlichen lauten Ereignissen, habe sogar konfrontativ trainiert, das Geräusch herunterkrachender Ziegelsteine zu verkraften.

Tosca an der Oper Frankfurt (allerdings schon bei der Premiere 2011), mit Erika Sunnegårdh (Tosca), Aleksandrs Antonenko (Cavaradossi; liegend), Frederik Callies (Hirt) • Foto © Monika Rittershaus

Mir laufen die Tränen, ich schluchze laut. Niemand hört es, denn Tosca stirbt gerade. Ich sitze aber noch auf meinem Stuhl und spiele weiter Cello. Mein Kollege schaut etwas besorgt rüber, aber ich kann die Panikattacke wegdrücken. Schlussakkord. Das Licht geht für ein paar Sekunden aus. Sofort tosender Applaus. Ich wimmere hinein ins Stockfinstere, hinein in ohrenbetäubendes Klatschen und Jubelrufe. Ich betrauere und beweine meine Opernkarriere, die noch nicht einmal richtig begonnen hat. Bohrend und schmerzhaft drängt sich ein Gedanke in mein Bewusstsein: »Ich kann diesen Beruf nicht machen.«

Am Tag nach diesem beängstigenden Ereignis im Orchestergraben spreche ich mit meiner psychologischen Trauma-Therapeutin und erfahre, dass Menschen laut einer Studie, die 2009 im European Journal of Social Psychology veröffentlicht wurde, 66 Tage benötigen, um sich an neue Umstände zu gewöhnen. Demnach hätte ich noch mindestens sechs weitere Wochen Gewöhnung an die außerordentlichen Trigger-Momente am Arbeitsplatz Oper vor mir, bevor ich eine aussagekräftige Entscheidung darüber treffen könnte, ob ich diesen Beruf tatsächlich nicht machen kann. Ich nehme die Herausforderung trotz einiger Zweifel an, weil ich im Falle einer Kapitulation in der Position sein möchte zu sagen, dass ich alles versucht habe.

Das Wohlwollen der Kolleg:innen aus dem Akademievorstand, aus der Cellogruppe und insbesondere die Bemühungen meiner Diensteinteilerin und stellvertretenden Solocellistin sind überwältigend. Sie ist Dozentin an meiner früheren Hochschule und kennt mich schon seit dem ersten Studiensemester. Mit ihr führe ich nun zum ersten Mal in meinem Leben ein wirklich offenes Gespräch über die sehr reale Möglichkeit, dass sich der Beruf einer Cellistin im Opernorchester für mich wegen meiner gesundheitlichen Unfall-Folgen als zu mühevoll erweisen könnte. Sie drückt mir große Anerkennung für meine cellistischen Fähigkeiten und persönliche Wertschätzung als Kollegin aus. Ich kann spüren, dass sie meine Verzweiflung und Trauer auf einer tiefen Ebene nachvollziehen kann. Dann fragt sie mich völlig unvoreingenommen, wo denn außerhalb der Musik meine Stärken und Interessen lägen und ob ich einen Plan B hätte. Bei mir brechen alle Dämme, denn ich fühle wahnsinnige Erleichterung darüber, die Sorge darüber nicht mehr verstecken zu müssen. Ich sage ihr, dass ich gerne schreibe, Kammermusik spiele und an Psychologie interessiert bin. Und Danke.

Innerhalb der folgenden vier Wochen wird mein Dienstpensum noch einmal weiter heruntergefahren. Indem ich ab jetzt nur noch drei bis vier Mal in der Woche abends Vorstellungen spiele, halte ich die nächsten Wochen durch. Die körperlichen Schmerzen werden dabei zwar nicht erträglicher, aber tatsächlich setzt eine mentale Gewöhnung ein und führt mich zurück zu der Frage, wie viel Schmerz ich für die Kunst in Kauf nehmen möchte. Und endlich kenne ich die Antwort darauf: Keinen.

Weitere zwei Wochen später, am 31. Oktober 2022, habe ich mich entschieden. Ich werde die Akademie-Stelle kündigen. Dass ausgerechnet heute der letzte mögliche Tag innerhalb der Kündigungsfrist ist, um noch in diesem Kalenderjahr an der Oper aufzuhören, gibt mir den nötigen organisatorischen Druck, um die Sache durchzuziehen. Zufällig meldet sich genau heute die von mir hoch geschätzte Dienst-Einteilerin bei mir, um mich über den Stand der Dinge zu befragen. Wir sprechen am Telefon, meine Stimme zittert und ich höre mich den Satz sagen: »Ich habe mich entschieden, bei euch aufzuhören und einen zweiten Bildungsweg zu beschreiten.«


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Trotz gesundheitlicher Gründe habe ich das Gefühl, für meinen Querausstieg eine Menge Mut zu brauchen, denn das Aufhören und Neu-Anfangen scheint in meinem Metier immer noch ein Tabu-Thema zu sein. Die Sunk-Cost-Fallacy spielt hierbei eine große Rolle. Auf dem Berufspfad klassischer Profimusiker:innen wird meist frühzeitig in Vorleistung gegangen. Die Investition besteht darin, dass schon junge Kinder ab drei Jahren konzentriert viele Stunden anspruchsvollster körperlicher und geistiger Arbeit leisten, um möglicherweise ein bis zwei Jahrzehnte später deren Früchte zu ernten. Im Klartext bedeutet das bei Vielen, bereits im (Klein-)Kindesalter unter Aufsicht einer oder mehrerer möglicherweise musikverständiger Personen stundenlang im Zimmer zu sitzen, das gewählte Instrument zu beüben, Intonation hören zu lernen, Musiktheorie zu erarbeiten und musikgeschichtliche Zusammenhänge zu verstehen. Auf dem Spielplatz zu toben, Kuschelzeit mit den Eltern zu genießen und mit anderen Kindern sozialisiert zu werden, kommt da kürzer als bei Gleichaltrigen. Wenn dann auch noch Zuneigung und Aufmerksamkeit naher Bezugspersonen vom Können und Erfolg am Instrument abhängen, kann sich der Selbstwert auf ungesunde Weise mit der jungen Künstler:innenpersönlichkeit verknüpfen. Aus meiner Perspektive als ehemalige Cello-Schülerin, inzwischen -Lehrerin und Kollegin von Musiker:innen aller Altersgruppen weiß ich, dass über den Fleiß, Schweiß, den Verzicht und das Leid überforderter Kinder und Eltern, die vieles geopfert haben um berufliche Ziele in der Musik zu erreichen, meist betretenes Schweigen herrscht. Wenn meine ersten beiden Cellolehrer nicht so exzellente Pädagogen gewesen wären, die motiviert, gelobt und mit viel Humor unterrichtet haben, wäre ich ziemlich sicher unter dem Übe- und Erfolgsdruck eingeknickt und hätte das Cello an den Nagel gehängt.

Zweifellos kann es enorm beflügelnd für Kinder sein, ein Instrument zu erlernen, dabei spielerisch Kreativität, Feinmotorik, Sinneswahrnehmungen zu schulen und die jungen Entdecker:innen Selbstwirksamkeit erleben zu lassen. Das explizite Fördern einer Profi-Karriere bei jungen Kindern sehe ich aus heutiger Sicht trotzdem kritisch. Die Eltern, die oft große finanzielle und emotionale Investitionen in die musikalische Ausbildung ihrer Kinder tätigen, versäumen in eifrigem Ehrgeiz häufig, die Realität der Anforderungen und Herausforderungen, die mit einer Karriere als Musiker:in einhergehen, offen zu diskutieren. Auch Schulen und Hochschulen begleiten und thematisieren wichtige Meilensteine des Karriereaufbaus nicht ausreichend. Das wäre aber notwendig, damit junge Künstler:innen, die sich für diesen Weg entscheiden, realistische Erwartungen haben und sich die nötige Unterstützung suchen können, falls ihre beruflichen Pläne sich ändern müssen.

In meinem Fall war das Bild, das mir als Kind und Jugendliche von einer Karriere als klassische Musikerin vermittelt wurde, eine stark verzerrte und romantisierte Illusion, da meine sämtlichen Angehörigen als Solist:innen (Sänger:innen und Pianist:innen) oder zumindest auf Solo-Positionen (Holz- und Blechbläser:innen) in renommierten Orchestern gearbeitet haben. Mir war lange nicht klar, dass nicht jedes Kind, das über Jahre hinweg fleißig Cello übt, eine berühmte SolistIn wird oder eine begehrte Solo-Stelle ergattert, dass eine Tutti-Stelle viel mehr Dienst und viel weniger Einkommen und Freizeit bedeutet und dass es mit jedem Jahr unfassbar viel schwieriger wird, überhaupt eine Stelle im Profiorchester zu bekommen. Als diese Informationen in mein Bewusstsein drangen, hatte ich schon mehr als ein Jahrzehnt lang täglich in meine Zukunft in diesem Beruf investiert und die toxische Kopplung meines Selbstwerts an Erfolge in der Musik war bereits voll ausgeprägt.

Nun hatte ich bis zum Ende meines Studiums das außerordentliche Glück, viele Hürden recht reibungslos zu meistern, inklusive Stipendien, Probespiel-Erfolgen und aktiver Konzerttätigkeit. Das sorgte einmal mehr dafür, dass ich nie ernsthaft in die Situation geriet, mir über Berufsalternativen Gedanken machen zu müssen. Wie die meisten meiner Kolleg:innen hatte ich schon während des Studiums bisweilen Einkünfte als freischaffende Cellistin aus Orchester-Aushilfen, Kammermusik und privatem Unterrichten. Dennoch erwog ich keine dieser Tätigkeiten als alleinige Berufsoption. Ich betrachtete sie als Quelle gelegentlicher Zuverdienste neben meinem geplanten zukünftigen Haupterwerbsjob: einer Festanstellung im Orchester. Meine Sorge, in einer selbstständigen Tätigkeit nicht ausreichend finanziell abgesichert zu sein, war schon immer groß, und freischaffende Kolleg:innen, die sich noch mit 40 °C Fieber oder verletzten Fingern zum Unterrichten oder zu einer Probe schleppten, um ihre Miete zahlen zu können, dazu mein abschreckendes Beispiel. Durch eine falsche Scheu und Sorglosigkeit gegenüber dem Thema Freiberuflichkeit – durch den Gedanken, dass es mich nicht betreffen würde – verpasste ich zu Beginn des Studiums den notwendigen Schritt einer Absicherung durch die Künstlersozialkasse (KSK) und eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Das wiegt nun als freischaffende Musikerin, die nach einem Schicksalsschlag deutlich erwerbsgemindert ist, besonders schwer. Wichtige Einkommensquellen sind nach dem Unfall augenblicklich weggebrochen und noch immer kämpfe ich mich durch den Dschungel an Anträgen für Sozialgelder, medizinische Gutachten und gleich mehrere Gerichtsverfahren.

Auch bei anderen Künstler:innen stoße ich meist auf das gleiche sorglose, gefährliche Unwissen. Bezüglich berufsrelevanter Themen, Alternativen-Planung und der Risiken, denen Musiker:innen ohne KSK-Mitgliedschaft und Berufsunfähigkeitsschutz ausgesetzt sind, könnten die Hochschulen hier eine wichtige Basis schaffen, auf die zurückgegriffen werden kann, wenn sich berufliche Pläne ändern müssen. Einige große Hochschulen haben diesen Bedarf schon erkannt und bieten Beratungen und Seminare zu entsprechenden Themen an. Diese wichtige Hilfestellung dann auch anzunehmen, darf kein Tabuthema mehr sein.

Cellistin zu sein war für mich bis vor kurzem alles. Berufung, Lebensinhalt, Glücksquelle, Stütze in schweren Zeiten. Trotz aller Herausforderungen hat mir der Unfall auf persönlicher Ebene ein Geschenk gemacht: Er hat mich dazu gezwungen, meinen Selbstwert vom KünstlerInnen-Ich abzukoppeln und damit den Weg geebnet für eine Offenheit gegenüber meinem neuen beruflichen Pfad, der nicht alles sein muss. ¶

… ist leidenschaftliche Musikerin und studierte Cello in Berlin, Frankfurt und den USA. Seit 2012 konzertierte sie in verschiedenen Kammermusikformationen, trat als Solistin mit dem Konzerthausorchester Berlin auf und war Akademistin beim Rundfunksinfonieorchester Berlin und dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester. Nach einem Unfall im Sommer 2021 entdeckte Josephine ihre Begeisterung für Journalismus und schreibt unter anderem Artikel für VAN.