Nach den Cello-Konzerten von Antonín Dvořák (1895) und Edward Elgar (1919) gehört Dmitri Schostakowitschs Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 Es-Dur – vielleicht gleichauf mit den beiden Konzerten Joseph Haydns (C-Dur, ca. 1761–65 und D-Dur, 1783) – zu den am häufigsten gespielten Werken dieser Gattung überhaupt. Als gäbe es sonst nichts anderes für Cello […]
Kategorie: Interpretationsvergleich
Wir bleiben viel zu wach
Schriebe ich ein Buch mit dem Titel 100 Werke der Ernsten Musik, die du kennen solltest, dürfte dieses fast einstündige Kammermusikstück nicht fehlen: ein Quartett vom Ende der Zeiten. Das Quatuor pour la fin du temps schrieb Olivier Messiaen (1908–1992) als Kriegsgefangener der deutschen Wehrmacht. 1940 verschleppte man Messiaen, der ein Jahr zuvor zum französischen […]
Vesuveruption vs. Eiche rustikal
Was ist ein »Concerto grosso«? – »Ein ›Concerto grosso‹ ist ein großes Konzert!« – wie der Moderator, Schauspieler und Comedian Florentin Will im Podcast Das Podcast Ufo (mit Netflix-Autor Stefan Titze zusammen) in Folge 8 (17. Februar 2015, ab Minute 50.45) einmal sagte, beziehungsweise: sich in dieser Weise an die – etwas sehr pauschale – […]
Bumm!
»Ludwig van Beethoven: Klavierkonzerte Nr. 0–7«. Mit dieser im positiven Sinne provokanten Überschrift veröffentlichte Pianist Michael Korstick im Mai 2022 ein Album, auf dem sich eben nicht nur die bekannten fünf Klavierkonzerte Beethovens wiederfinden, also nicht »lediglich« die Nummern 1 C-Dur op. 15 (1795–1801), 2 B-Dur op. 19 (1788–1801), 3 c-Moll op. 37 (1800–1803), 4 […]
Cinema Anti-Paradiso
Man kann es kaum sympathisch finden, aber die Musik ist leider (häufig) ziemlich gut: Im 19. Jahrhundert schoben sich diverse »Nationalbewusstseins« hinein in die literarischen, märchenhaften, heroischen Hintergründe symphonischer Werke, entsprechend motiviert von Auftraggeberinnen und Auftraggebern, Politikerinnen und Politikern – oder halt von einer fanatischen (bei »heimatlichen« Klängen schier ausrastenden) Öffentlichkeit. Bedřich Smetana (1824–1884) nannte […]
Alles war, nichts ist.
Will Heinrich Heine uns eigentlich verarschen? Ständig ist in seinen Texten von »alten Geschichten« und »Märchen« die Rede. Leiden die Leute bei Heine? Oder will er sie vorführen? Haben Komponistinnen und Komponisten, die Heine tausendfach vertonten, diese besondere (romantische) Ironie gecheckt? Und wie sieht es mit Franz Schuberts Der Doppelgänger – aufgeschrieben im Todesjahr 1828 […]
Verrauschter Rausch
Die musikalische Welt von Maurice Ravel ist sexy und handwerklich überragend. Es scheint, als habe er kein einziges schlechtes Stück geschrieben. »Abgesehen vom Boléro« – sagen manche, halb im Scherz, aber auch das ist Unsinn. Ravels Introduction et allegro ist ein bei Kammermusiker:innen beliebtes und doch irgendwie auch unterrepräsentiertes Stück – im Folgenden erkundet mit […]
»Ein hoher Ton, ein tiefer Ton, ein Ton in der Mitten.«
Es gibt Menschen in »führenden Positionen« des Musikleben Deutschlands, die Zwölftonmusik nach eigenen Angaben »hassen«. Man kann jetzt gefühlig fragen: »Woher eigentlich dieser Hass?« Man kann aber auch einfach kurz sagen, warum es Zwölftonmusik überhaupt gibt und wie sie funktioniert. Eine mir bekannte (echte) Prinzessin – eine Malerin – hatte auf ihrer Gästetoilette ein Spruchbild […]
Das Hirn wackelt.
Ein typisches Deutsche-Grammophon-Stück: Überall bekannt, banal, »eingängig«. In dieser schnuckeligen Klebealbum-Abziehbildchen-Tonart ohne Vorzeichen: a-Moll. »Niccolò Panini.« Die Profis vermeiden dieses Werk – und die »Liebhaberinnen und Liebhaber klassischer Musik« wünschen es sich, wenn es heißt: »Wunschkonzert«. Das Evaluation gewordene Klavierstück. Der Tod, Krankheit und (noch schlimmer) Unmut bringende Vorbote der Neoklassik, das Musikpendant zum Paulo-Coelho-Romänchen […]
Resignation, Version 1827.
»Impromptu« bedeutet so viel wie »aus dem Moment heraus erfunden«. Franz Schuberts Verleger Tobias Haslinger meinte, dieser Begriff könnte sich als Titel für zwei Zyklen von je vier Klavierstücken auf dem Markt erfolgreich ausgehen. Und die im 19. Jahrhundert immer noch aktuelle Mode, alles und jede:n französisch zu betiteln, hatte selbst auf den nicht sonderlich […]