Was haben der tschechische Dirigent Jiří Bělohlávek, der armenische Cellist Mikayel Hakhnazaryan und der russische Komponist Rodion Schtschedrin gemeinsam? Richtig. Alle sind hervorragende Musiker! Aber alle haben auch einen für unsere Münder schwer auszusprechenden Namen …
Von 2008 bis 2010 habe ich beim Kulturradio vom rbb gearbeitet. Erst hinter den Kulissen, dann später auch vor dem Mikrofon. Das mit am häufigsten verwendete Tool aller mit der Produktion, der Live-Sendung oder der Sendungsvorbereitung betrauten Mitarbeiter war und ist die ARD-Aussprachedatenbank.
Die Datenbank enthält rund 375.000 Einträge. Die richtige Aussprache von Städten, Institutionen und Personen kann man sich hier per Knopfdruck zu Gemüte führen, als kleinen Audio-Schnipsel und natürlich auch in Textform, in phonetischer Schrift. Dazu gibt es kurze lexikalische Angaben, Lebensdaten und Beruf der jeweiligen Person, regionale Verortung der betreffenden Stadt und so weiter. Schnell wurde ich zum Fan dieses Tools – und wie andere Kollegen hieß es für mich bald: »Lieber einmal zu oft als einmal zu wenig die ARD-Aussprachedatenbank checken!« Und immer mal wieder wurde man überrascht oder war insgeheim stolz auf die eigene intuitiv richtige Aussprache.

Den Namen der japanischen Pianistin Mitsuko Uchida habe ich allerdings jahrelang falsch ausgesprochen. Das ist insofern schwer verzeihlich, als dass Uchidas Aufnahmen von Mozart-Klaviersonaten in meiner Kindheit eine gewisse Rolle spielten – und so gesehen hätte ich es vielleicht vorher schon besser wissen sollen. Uchidas Mozart-CDs musste ich damals immer von meiner großen Schwester ausleihen, denn ihr gehörte dieser weiß-rote Uchida-Mozart-CD-Schuber. Meine geliebte große Schwester konnte damals aber manchmal etwas streng sein und erlaubte mir die Ausleihe dann und wann nicht. Die Wahrheit ist: Ich habe ihr immer mal wieder einige CDs heimlich gemopst – und sie behauptet bis heute, dass einzelne infolge Verschlampung nie wieder aufgetaucht seien. Vielleicht ist es hier nicht der richtige Ort dafür, trotzdem: Entschuldigung!
Im deutschsprachigen Raum werden japanische Orts- und Personennamen mit drei Silben gerne auf der zweiten Silbe und viersilbige Namen auf der dritten Silbe hervorgehoben. Japaner selbst betonen aber längere Namen fast gar nicht, höchstens ein wenig auf der allerersten Silbe.
Und so ist es auch bei Mitsuko Uchida.
Für die ARD-Aussprachedatenbank hat Mitsuko Uchida ihren Namen übrigens – meines Wissens ein Einzelfall – höchstpersönlich eingesprochen, sogar mit einer kleinen Vorrede; ihren leichten Ärger darüber hörbar Luft machend, dass ihr Name in Deutschland immer falsch ausgesprochen wird.
Nun ist dieses tolle Tool leider nur für ARD-Mitarbeiter zugänglich. Deshalb kann und muss es jetzt für das VAN Magazin heißen: Es lebe die VAN-Klassikstars-Aussprachedatenbank (VANKLAUS)! ¶