Es ist die bekannteste Opernarie aller Zeiten: Der Hölle Rache aus Wolfgang Amadeus Mozarts Singspiel Die Zauberflöte. Heute meist jeweils gesungen von einem waschechten Koloratursopran. Interessant, dass die Königinnen-Rolle früher viel häufiger mit lyrischen Sängerinnen besetzt wurde. Dementsprechend sanfter, mädchen- und weniger divenhafter der Klang, desto schöner die Zwischen- und Spitzentöne; größer aber möglicherweise die Gefahr von kieksenden Höchstönen oder gar tonlichen Komplett-Verirrungen…
2013 schnitt der Geiger und Komponist Erik Carlson aus allen ihm zur Verfügung stehenden Aufnahmen von Beethovens Eroica die ersten zwei charakteristischen Forte-Akkorde in Es-Dur aus – und ordnete die Teile nach Jahr ihres Entstehens. Ein großer konzeptueller Spaß für Nerds! So kann man sich nicht nur an der Klangwerdung der langsamen Erhöhung des Stimmtons erfreuen; nein, immer wieder gibt es plötzliche, geradezu tragikomische Absenkungen; und zwar immer dann, wenn es in dem Gebrauch aller Kammertonstimmungen bei den üblichen Verdächtigen »historisch-informiert« zugeht.
Zugleich wird jede Saal- und jede Tonaufnahmen-Akustik mittels der dichten Es-Dur-Vergleiche konkret Klang; auch die akkordische Ästhetik des jeweiligen Dirigenten wird sozusagen mit dem Ohr anfassbar: Wo bei dem einen Dirigenten die Es-Dur-Akkorde trocken und aus einem »Wupp« heraus entstehen, so fächern sich bei dem anderen Pultmeister die Akkorde in der Violinen-Brechung quasi erst auf.
Ein nicht näher bekannter Robert Fink hatte bereits 2012 die rhythmisch-drohenden Akkordszenen des ersten bewegten Teils (»Tempo guisto«) von Strawinskys Le sacre du printemps kompiliert: ein ganz anderes und nicht weniger irritierend-aufregendes Hörerlebnis.
Ich habe nun aus hundert verschiedenen Aufnahmen die Stelle mit den höchsten Tönen aus Der Hölle Rache herausgeschnitten und nach Dateigröße sortiert, woraus – mit ein paar künstlerischen Freiheiten am Ende der Arbeit – ein fast unmerkliches Accelerando resultiert. ¶